Vier gewinnt! Der Twenty Two-Four 22-4 Race Kit von Team Losi Racing – Teil 1 – Das Fahrzeug

Bei Team Losi Racing ist man auf Sieg abonniert. Man hat ein spitzen Entwicklerteam, einige der besten Offroadpiloten, die man für Geld anheuern kann – und nicht zuletzt mit der Twentytwo-Plattform ein richtungsweisendes Fahrzeugkonzept im Portfolio.

Klar, dass die Jungs mit „nur“ einem fünften Platz bei der unlängst zu Ende gegangenen WM nicht zufrieden sind. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass man kurz vorher ja noch das Reedy Race of Champions gewonnen hat. Auch wenn Ryan Mayfield in den Finalläufen gefahren ist, wie ein Berserker (nachzugucken zum Beispiel hier:

, mehr war auf der megagriffigen Teppichbahn scheinbar nicht drin.

Grund genug, den seit gut einem Jahr bekannten und erfolgreichen TLR 22-4 einem erneuten Realitätscheck zu unterziehen.

Dass sich so ein Blick lohnt, zeigt denn auch der zweite Blick in die Ergebnisliste der Weltmeisterschaft. Wirkliche Neuheiten waren (bis auf einen Hersteller) nicht dabei. Vielmehr versuchten praktisch alle Firmen ihre aktuellen Chassis mit allerhand Tuningteilen und Prototypen aus der Hexenküche auf die hohen Gripverhältnisse der Bahn einzustellen. Ob, beziehungsweise was man davon in Zukunft im Laden sehen wird – abwarten und Tee trinken.

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Das bekommt man

Eine erfreulich kleine Schachtel mit vielen, vielen Tütchen, in der die Einzelteile des 4WD-Wagens nach Baugruppen verpackt sind. Dazu eine mehrsprachige Anleitung, etwas Schraubensicherungslack, unterschiedliche Schmierstoffe und ein absolutes Minimum an Kleinwerkzeug. Karosserie und Heckflügel aus klarem Lexan liegen bereits vorausgeschnitten in der Schachtel.

Außerdem im Karton: zwei Sätze Felgen, einer in neongelb, einer in weiß. Eine absolut sinnvolle Tradition seit Einführung des ersten Twentytwo.

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Aber das bekommt man nicht

Der TLR 22-4 ist ein astreines und kompromissloses Wettbewerbsauto. Das muss man in Zeiten der fertiggebauten Ready-to-Run Fahrzeuge wohl nachdrücklich betonen, um Missverständnissen vorzubauen. Deshalb bekommt man keinerlei Elektronik geliefert, keinen Akku, auch keine vorlackierte Karosserie. Noch nicht einmal Reifen werden beigelegt. Die muss sich der wettbewerbsorientierte Pilot schon streckenabhängig oder je nach gewählter Rennserie selbst besorgen.

Hard facts

Wie seit Beginn der Twentytwo-Reihe vor einigen Jahren, ist auch beim 22-4 ein schlankes Chassis aus 2,5 mm harteloxiertem Aluminium die Basis aller Dinge.

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Zentral darin befindet sich der eher ungewöhnliche Antriebsstrang mit seinen drei breiten, feinverzahnten Riemen. Wie schon beim erfolgreichen Vorgänger, dem Losi XX-4, ist der Motor im Auto sehr weit nach vorne verschoben und wird an einer exzentrischen Halterung aus Aluminium befestigt. Der Vorteil dieser speziellen Anordnung ist die Platzierung des Motors in der Mittelachse des Wagens. Dessen Rotation greift damit nicht unkalkulierbar ins Fahrverhalten ein und die Masse bleibt schön zentriert.

Ein Vertweaken des Antriebs beim Beschleunigen soll ebenfalls eliminiert sein.

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Das Herz des Antriebs ist die Mittelantriebsachse, die sowohl einen Doppelslipper aufnimmt wie auch den Freilauf für die Vorderachse.

Letzterer ist in seinem Ansprechverhalten einstellbar und kann bei Bedarf auch schnell in einen starren Durchtrieb umgebaut werden.

Bei den Differenzialen entschied man sich für die Verwendung von einstellbaren Kugeldiffs an Vorder- und Hinterachse. Natürlich mit verschleißarmen Tungsten-Carbid-Kugeln und Outdrives aus Metall. Der herrschende Glaubenskrieg im Fahrerlager, ob Kegelrad oder Kugel geht in jedem Fall weiter.

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Das Fahrwerk mit seinen langen Doppelquerlenkern ist in praktisch allen denkbaren Parametern einstellbar. Spur und Sturz sowieso, aber auch Rollcenter, Nachlauf, Ackermannanteil der Lenkung und derlei Scherze mehr.

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Potenziert werden die Einstellmöglichkeiten dann auf Wunsch noch, sieht man sich das umfangreiche Tuningteilsortiment von Team Losi an. Andere Vorspurblöcke, geänderte Nachlaufwinkel, Stabilisatoren unterschiedlichster Härtegrade. Wer da nicht fündig wird, sollte die Wahl des Hobbys noch einmal überdenken.

Als Stoßdämpfer kommen die bekannten, relativ kurzen Bigboredämpfer zum Einsatz. Mit 12 Millimeter Durchmesser verdienen sie ihren Namen auch tatsächlich. Harteloxierte Gehäuse aus Aluminium mit Außengewinde gehören hier zum Standard. TLR setzt auf sogenannte „Emulsionsdämpfer“ ohne Volumenausgleich. Die US-Jungs kommen auf den heimischen Pisten angeblich besser damit klar. Was einem Ryan Mayfield recht ist, sollte mir Normalsterblichem nur billig sein.

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Der einzige Ausstattungswunsch, der zunächst offen bleibt, sind CVD-Kardans an den Radachsen. Warum TLR hier „nur“ die normalen Kardanwellen verbaut und nicht direkt die gleich teuren CVD-Kardans beilegt, erschließt sich dem Tester nicht.

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Dass der gesamte Wagen, inklusive der Lenkung mit gummigedichteten Kugellagern ausgestattet ist und dass die Einstellbarkeit rundherum über Links-/Rechtsgewinde erfolgt, ist in dieser Fahrzeugklasse selbstverständlich und sei nur der Vollständigkeit halber noch erwähnt.

Die Konkurrenten des 22-4 sind:
Text und Bilder: Dietmar Kramlich