Interview mit dem ETS-Sieger Tony Streit (Awesomatix A800A)

Tony Streit ist seit vielen Jahren einer der schnellsten Stockfahrer in Deutschland. Mehrfach gewann er das Deutschlandfinale der LRP-HPI-Challenge und holte mehrere Podestplätze bei ETS-Rennen.  Am vergangenen Wochenende holte er sich seinen zweiten ETS-Triumph und wir baten ihn zum Interview. Tony antwortete bereitwillig. Bekommt Einblicke in die Welt eines ETS-Siegers.

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Das erfolgreiche Awesomatix-Team beim ETS mit Frontrunner Viljami Kutvonen (2. von rechts ) und Marcel Geiger (der unübersehbare Mensch da in der Mitte 😉 ). Drumherum die vielen schnellen Stockfahrer mit Teammanager Max Mächler, Bernhard Bopp, Maxim Laverychev und Tony Streit (Mitte unten). Ebenfalls dabei ist der Konstrukteur Oleg Babich (oben links).
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Für viele Teilnehmer ein obligates Prozedere – ein Foto mit der RC-Legende Masami Hirosaka. Tony erfüllte sich auch einen weiteren Traum.

mikanews:  Erstmal Glückwunsch zum ETS-Sieg in Mühlheim-Kärlich. das Jahr 2016 beginnt ja sehr gut für dich. Der Freitag verlief recht untypisch. Es stellte sich heraus, dass der falsche Teppich geliefert wurde. Trotzdem wurden die Trainingsläufe gefahren. Bereits vor dem spektakulärem Wechsel des Teppichs warst du gut unterwegs. Wie veränderte sich das Fahrverhalten für dich?

Tony: Ja, vielen Dank. Der neue Teppich hatte etwas mehr Griff und das Fahrverhalten war nicht mehr so aggressiv, wodurch das Auto einfacher zu händeln war.

mikanews: Du fährst gegen die Top-Elite der europäischen Stockfahrer.Erst im letzten der 4 Vorläufe hast du den Spieß umgedreht und Jan Ratheisky, der zuvor die ersten beiden Vorläufe für sich entschied, von der Pole verdrängt. Was ist das für ein Gefühl, bei über 200 Teilnehmern der schnellste zu sein?

Tony: Das ist ein überwältigendes Gefühl. Nirgends ist die Leistungsdichte so hoch wie in der ETS Stock-Klasse, das Niveau ist gigantisch und unvergleichbar. Im letzten Vorlauf noch TQ zu holen war selbst für mich etwas überraschend, besonders gegen Jan. Denn er und Marek Cerny sind DIE absoluten Topfahrer, die Benchmarks in Stock.

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Jubel auf dem Podium bei Tony Streit. Er gewann am Wochenende die Pole und das Rennen gegen über 200 andere Mitstreiter in der Pro Stock-Klasse beim ETS.
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Hier posiert er zusammen mit dem 4WD-Wltmeister Bruno Coelho, der die andere Tourenwagenklasse (Modified) gewann.

 

mikanews: Wie hast Du dich auf das Rennen vorbereitet, warst du vorher Trainieren?

Tony: Speziell für das Rennen trainiert habe ich nicht, weder mit den Reifen, noch mit der Motor-Regler-Kombination. Anfang Januar bin ich den DHI Cup gefahren, wo es mit Platz 4 auch schon ganz gut lief. Ich bin einfach zum ETS gefahren um wieder mit den Besten zu racen, ohne mir Gedanken über Reifen etc. zu machen.

mikanews: Seit November setzt du ja auf den riemengetriebenen Awesomatix A800A, der seitdem schon einige prestigeträchtige Siege einfahren konnte (mehrere LRP-HPI-Challenge-Siege in der Stock-Klasse in Gruppe Mitte & Ost, MibosprtCup-Sieg von Viljami Kutvonen). Was musstest du in Mühlheim-Kärlich verändern, um euch beide ganz nach vorne zu bringen?

Tony: Da ich vorher nie die aktuellen ETS (Volante) Reifen gefahren bin, hatte ich dafür noch kein spezielles Setup. Daher habe ich mit einem ähnlichen Setup begonnen, welches ich vorher mit LRP Reifen (Anmerkung mikanews: LRP CPX V2 sind gemeint ) gefahren bin. Ausgehend davon habe ich nur noch Kleinigkeiten verändert. Mein ganzes Paket war fürs Rennen super vorbereitet, was immer sehr wichtig ist.

 

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Tony Streit konzenriert auf dem Fahrerstand bei einem Lauf im Sportkreis Ost.
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Einer von vielen kleinen Puzzleteilen von Tonys Erfolg – sorgsameSetuparbeiten am Awesoatix A800A.

mikanews: Das Team um Awesomatix war besonders in der Stock-Klasse (Du, Bernhard Bopp, Max Mächler, etc.) sehr stark. Was ist euer Geheimnis?

Tony: Die Grundlage des Erfolgs ist unser hervorragendes Auto, was von Oleg Babich (Inhaber und Konstrukteur von Awesomatix) stetig verbessert wird. Wir Fahrer arbeiten mit ihm und untereinander sehr eng zusammen. Wir haben immer neue Ideen und geben uns gegenseitig Setup-Tipps. Besonders Marcel Geiger und Teammanager Max Mächler leisten intensive Testarbeit und geben zusammen mit mir und den anderen Fahrern Feedback über Neuentwicklungen. Oleg setzt sinnvolle Ideen und notwendige Änderungen immer zeitnah um, wodurch ständig Verbesserungen erzielt werden. Die Fahrer müssen die Performance des Autos natürlich umsetzen können, das ist bei uns der Fall, denke ich (schmunzelt).

mikanews: Das erste Finale lief von Beginn an gut für dich. Erst konntest du dich absetzen und erst mühsam konnte sich Jan Ratheisky an dich heranfahren. Nach 4 Minuten wurde es richtig eng (0,3 Sekunden Abstand). Wie behält man da die Nerven? Letztendlich konntest du dich doch wieder mit einer fehlerfreien Vorstellung absetzen und das Finale gewinnen.

Tony: Das erste Finale lief im Prinzip perfekt, was mir aufgrund der überragenden Gesamtzeit am Ende auch den Sieg bescherte. Ich konnte mir von Beginn an eine Komfortzone schaffen und habe das Rennen kontrolliert. Als Jan alles riskierte um ran zu kommen, habe ich mich weiterhin nur darauf konzentriert sauber zu fahren und meinerseits noch etwas mehr rauszuholen. Ich habe mich auf mein Auto konzentriert und bin ruhig geblieben, das war der Schlüssel.

mikanews: In Runde 1 des zweiten Finales machte Jan gleich einen Fehler und landete auf dem Dach. Eigentlich war jetzt der Weg frei für dich. Dann hattest du schon etwas Vorsprung, plötzlich klemmte sich deine Karo ein und du warst im Mittelfeld. Was denkt man da als Racer? Schxxxx-Wort?!

Tony: Ja, eigentlich ging es super los. Und dann eine kleine Unaufmerksamkeit und es war vorbei. Ich habe gedacht: Das darf doch jetzt nicht wahr sein. Aber ich hatte das Vertrauen, das 3. A genauso zu fahren wie das erste. Außerdem sehe ich es so: Wer keine Fehler macht, fährt nicht am Limit.

mikanews: Im letzten Finale hattest du erst einen kleinen Vorsprung und später konnte dich Jan Ratheisky doch einholen. Was dachtest du da in der letzten Minute? Bloß nicht den zweiten Platz verlieren?!

Tony: Meine ersten Runden waren wieder perfekt und ich konnte mich sofort absetzen. Nach 3 Minuten hatte ich dann einen unerwarteten Drift, welcher meinen guten Vorsprung schrumpfen ließ. Jan schnupperte natürlich wieder Morgenluft und hat alles versucht vorbei zu kommen, was er schließlich schaffte. Ich habe dann nur noch versucht Platz 2 zu sichern, was schwierig ist wenn man einen möglichen ETS Sieg im Hinterkopf hat.

mikanews: Was betrachtest du abschließend als entscheidendsten Schritt zum Sieg am Wochenende und davor?

Tony: Wie schon erwähnt ist es wichtig perfekt vorbereitet zum Rennen zu kommen. Das Auto muss einfach laufen, unabhängig von den letzten Setup-Anpassungen. Weiterhin ist ein gutes Team unabdingbar, in dem man die nötige Unterstützung bekommt. Das wichtigste ist aus meiner Sicht, ruhig sein Ding durchzuziehen und das Selbstbewusstsein zu haben, sich in diesem Feld zu behaupten.

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Das letzte Rennen von Tony vor dem Triump beim ETS in Mühlheim-Kärlich war die LRP-HPI-Challenge in Höckendorf. Natürlich gehts nur mit pinkem Antennenröhrchen auf die Strecke 😉 .
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Oben und unten sieht man Tony auf der Strecke bei seinem letzten Rennen vor dem ETS-Wochenende in Mühlheim-Kärlich.
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Die neongelbe Lackierung mit schwarzem Heckflügel ist das Markenzeichen von Tony auf der Streecke.

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mikanews: Jetzt plaudere noch etwas aus dem Nähkästchen! Nach einer längeren und erfolgreichen Zeit auf Hotbodies und XRAY hattest du ein kurze Phase mit dem Serpent S411(2013) bis du 2014 auf den Awesomatix A700 gewechselt bist. Wie kam es zu diesem Schritt?

Tony: Nachdem ich mit Xray große Erfolge feiern konnte, wollte ich einfach etwas Neues probieren. Da es mit dem Serpent leider nicht richtig gepasst hat, musste ich den nächsten Schritt gehen. Da hat mich die beeindruckende Performance sowie das große Potenzial des Awesomatix A700 Evo überzeugt, nicht zuletzt auch das einzigartige Konzept des Autos. Ich konnte beim ersten ETS Einsatz direkt ins A-Finale fahren und habe mit dem Auto einfach viel Spaß gehabt. Das setzt sich nun mit dem A800 fort

mikanews: Vergleiche bitte deinen ersten ETS Sieg mit diesem. Welcher war wichtiger bzw. schwieriger? Gab es unterschiedliche Gefühlswelten beim ersten oder zweiten?

Tony: Beide waren extrem schwierig. In der Saison 2012 hatte ich einen guten Lauf. Nachdem ich damals beim ETS in Apeldoorn TQ war, den Sieg jedoch um 0,1 Sekunde verfehlt hatte, wollte ich es beim Finale in Traiskirchen unbedingt besser machen. Aber es war unglaublich schwer meine Verfolger auf Distanz zu halten. Auch damals entschied meine schnellere Zeit über den Sieg. Dieses Mal war Jan hinter mir, mehr muss ich eigentlich nicht sagen Allerdings war meine Speed sogar noch etwas besser, wodurch ich ihn besser unter Druck setzen konnte.

Der erste ETS Sieg war unglaublich, ich hatte es nach mehreren Podestplatzierungen endlich nach ganz oben geschafft. Aber der 2. Sieg schmeckt sogar noch etwas besser, da ich nach 2 Jahren ohne ETS Podium endlich „back on the top“ bin. Außerdem ist es für unser ganzes Team Awesomatix extrem wichtig.

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Tony bschreibt einen ETS-Sieg als unglaubliches Gefühl. Jetzt kam er zum zweiten Mal in den Genuß.

mikanews: Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten und viel Glück bei dem nächsten ETS-Lauf in Wels/ Österreich.

Tony: Gern geschehen und danke für die Glückwünsche.

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Chassisfokus von Tonys Awesomatix A800A