MIM Mädels im Modellbau – #5 Elena Hummel

Mehr als das halbe Leben mit RC-Cars an der Strecke verbracht, Familienmensch, schon seit Jahren beliebter Interviewpartner und bald beginnt der Sprung ins Studentenleben für sie. Elena Hummel ist bereits jetzt eine interessante Person und dann ist sie auch noch ein Mädel. Kurz geschrieben: Sie ist eine perfekte Kandidatin für unsere MIM-Kolumne Mädels im Modellbau. Erfahrt in den folgenden Zeilen noch mehr übr Elena.


Mikanews:

Hallo Elena. Jetzt haben wir dich schon etwas vorgestellt, aber du kannst das doch sicher noch ergänzen.


Elena:

Natürlich! Ich bin die neunzehnjährige Elena Hummel.  RC-Car fahre ich schon gefühlt mein Leben lang. Jedenfalls kann ich mich kaum an die Zeit erinnern, als ich noch keine Funke in der Hand hatte und noch nicht wusste, wie ich mein Auto zusammengeschraubt bekomme.

Als Erstgeborene war ich diejenige, die mein Vater als erstes für das Hobby begeisterte. Mit meinen jungen 8 Jahren kam ich das erste Mal in den Genuss mit einem langsamen Fahrzeug auf einem Parkplatz rumzukurven.

Wenn ich bedenke, dass ich in der Grundschule mit dem RC-Car-Fahren angefangen habe und mittlerweile mein Abitur habe, merke ich erst, dass mich das Hobby schon über ein Jahrzehnt begleitet und prägt.

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Mikanews:

Welche Modelle besitzt du momentan und warum genau diese? Gibt es Präferenzen für dich in der Winter- bzw. Sommersaison?


Elena:

In diesen vielen Jahren habe ich schon viele unterschiedliche Modelle in den unterschiedlichsten Rennserien und Klassen kennengelernt und besessen.

Doch der TT01 von Tamiya war mein erstes Auto, womit ich jemals ein Rennen gefahren bin und dieses begleitete mich viele Jahre im Renngeschäft.

Aktuell fahre ich das Nachfolgemodell TT02S, doch auch seine Ära wird schon bald zu Ende gehen-leider leider.

Mit diesem Auto fährt man im Tamiya Eurocup die Klasse Top Stock- die Klasse, in der ich mit Abstand die meisten Rennstarts und Siege verzeichnen kann.

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Wie man hier sieht, sind Tamiya-Chassis die treuesten Begleiter am Schraubertisch von Elena Hummel.

Da ich im Normalfall immer nur eine Klasse fahre, erübrigt sich die Frage, welche Klasse ich im Winter am liebsten fahre, aber dennoch kann ich ganz klar sagen, dass mir die Hallenrennen häufig besser gefallen, da die engen, kurvenreichen Strecken durchaus mehr Herausforderung bieten, als die Asphaltstrecken draußen.


Mikanews:

Welche Strecken fährst du als Fahrerin besonders gerne und warum? Viele Rennen bist du in deinem noch jungen Leben gefahren. Welches Rennen ist trotzdem in Erinnerung geblieben?


Elena:  Ich habe im Laufe der Jahre so viele Strecken kennenlernen dürfen, die teilweise auch gar nicht mehr existieren.

Doch die Strecken in Schrecksbach (Innenstrecke), Andernach (Außenstrecke) und Augsburg (Hallenstrecke) gefallen mit persönlich richtig gut.

Eine Heimstrecke haben wir so gesehen nicht, aber die IG Team Ewig op Jöck findet man stets auf den Nennlisten in den unterschiedlichsten Sportkreisen.

In der besagten Hallenstrecke in Augsburg hatte ich auch wohlgemerkt einer meiner schönsten Rennen.

Seit der Saison 2013/14 fahre ich -nach ein paar Jahren Pause- wieder die Klasse Top Stock. Mit den schnelleren Akkus und Motoren wurde die Klasse wieder attraktiv für mich.

In der Gruppe Mitte oder auch Gruppe West war und ist es nicht unüblich, dass ich kaum bis gar keine Konkurrenz habe.

Ganz anders ist es im Süden, wo viele starke Fahrer vertreten sind und der Konkurrenzkampf doch härter ausfällt.

So war es keine Überraschung, dass ich es im Januar 2014 deutlich schwerer hatte als sonst.

Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, ob ich nach den paar Jahren als ich nur M-Chassis gefahren bin, bei den schnellen Jungs und Mädels mithalten kann. Deswegen fuhr ich mit meinem Vater nach Bayern.

Unabhängig vom Rennen freuten wir uns sehr die bekannten Gesichter zu sehen, die man durch die große Distanz eher selten sieht. Aber vor allem der Besuch aus der Schweiz steigerte unsere Vorfreude noch mehr.

Dort angekommen gab es großes Hallo und unzählige Umarmungen.

Die Geselligkeit und das Lachen beim Rennen tagsüber oder auch beim Essen am Abend machten das Wochenende so gelungen.

Wie fuhren auf einer super Hallenstrecke, waren in bester Gesellschaft und der Erfolg blieb auch nicht aus.

Wenn ich daran zurückdenke, dass ich auf dem Treppchen stehen konnte, bin ich richtig stolz, da ich im Gegensatz zu manch anderen Rennen wirklich kämpfen musste und mir einige Steine in den Weg gelegt wurden.

Die Vorläufe verliefen alle nahezu reibungslos und ich war wirklich glücklich vorne mitspielen zu können.

Nun weiß ich nicht mehr, ob es auch in diesem und nicht im darauf folgenden Jahr passiert war, aber in Augsburg wurde mir mal in einem –bis dahin gut laufenden- Vorlauf in der letzten KURVE das Rad abgefahren.

Nichts desto trotz stand ich dann im A-Finale auf Platz 3 und befand mich in einem Sandwich aus sehr begabten Fahrern.

Zum Glück konnte ich meine Nerven aus Drahtseile wieder unter Beweis stellen.

Doch perfektes Fahren und gute Nerven allein reichen noch lange nicht für den Erfolg aus, denn das Glück machte das ein oder andere Mal einen großen Bogen um mich oder ich habe wiederum keinen großen Bogen um ein bestimmtes Auto gemacht.

Denn ein Auto stand mir beim Überholen immer wieder im Weg. Während die von mir Gejagten freie Fahrt bekamen, musste ich mich in einer zeitaufreibenden Prozedur um dieses Auto kümmern, bis ich überhaupt vorbeikam.

Meist endete es darin, dass ich während des Überholvorgangs abgeschossen wurde.

Von hinten kamen mir alle immer näher und ich wurde am gescheiten Weiterfahren gehindert.

Zwischen den Finalläufen stellte jemand, der ebenfalls in meinem Finale fuhr, den Übeltäter zur Rede: „ Jetzt hatte endlich mal ein Mädchen die Chance ganz vorne mitzuspielen und du verbaust ihr es. Was soll das?“

Da diese Frage nur mit einem Kopfschütteln und einem Grinsen beantwortet wurde, wurde mir klar, dass es nach so vielen Jahren immer noch Jungs gibt, die nicht damit klar kommen, dass ein Mädchen ihm zeigt, wie man mit der Funke umzugehen hat und ihm um die Ohren fährt.

In meiner Kindheit habe ich es mehrmals erlebt, dass ich auf die trotzige Reaktion gestoßen bin: „Wenn ich an der da nicht vorbei komme, versuche ich es halt mit Gewalt!“

Aber wir sind alle erwachsen geworden und das war auch glücklicherweise die letzte Aktion, die mir zeigen sollte, dass ich “nur“ ein Mädchen bin.

Doch wie bereits erwähnt, bin ich umso stolzer, dass ich trotz solcher Gegebenheiten im letzten Finale sogar 2. und insgesamt dann 3. wurde.

Dazu gab es statt Pokale eine schöne blaue Glasscheibe mit Gravur, welche sich unheimlich gut auf meinem Schreibtisch macht.

Genauso wie die unzähligen Figuren aus all den Ü-Eiern, die an diesem Wochenende unser Hauptnahrungsmittel waren 😉

Aber auch die schönsten Tage gehen vorbei und wir hatten unseren doch recht langen Rückweg vor uns, auf dem mein Papa mich mit einem großen grünen Kuschelfrosch von der Tankstelle überraschte und ihn mir mit den Worten: „ Hier- für dein erfolgreiches Rennen“ überreichte. Ich taufte den grünen Kerl “Augsi“, um mich noch lange lange an das super Wochenende in Augsburg erinnern zu können.


Mikanews:

Hast du oder hattest du ein Idol/Vorbild?



Elena:

Als ich so 11/12 Jahre alt war, durfte ich mit meinem Vater zwei Jahre die technische Abnahme beim großen ETS-Finale in Kastellaun übernehmen.

Dort lernte ich bedeutende Namen kennen und bekam einen Eindruck vom professionellen und vor allem schnellen Fahren.

Das Auto von Marc Reinhard habe ich immer genauer angeschaut, weil er einer der wenigen war, den ich schon vorher kannte.

Genauso gespannt schaute ich bei ihren Rennen zu, fieberte mit und drückte ihm die Daumen.

Schade eigentlich, dass da nie eine Frau mitmischt…

Jedenfalls war das sehr aufregend für die kleine Elena, da sie damals gerademal in der 5./6. Klasse war und bereits auf Englisch kommunizieren musste.


Mikanews:

Du hast an vielen Rennen teilgenommen. Was waren bisher für dich die größten Erfolge?


Elena:

Bei der Frage nach den größten Erfolgen muss ich unwillkürlich an die deutschen Meisterschaften in Sonneberg denken.

Zum einen das Finale 2014, ich startete in 2 Klassen – Top Stock und M-Chassis. In beiden Klassen schaffte ich es ins A-Finale.

In M-Chassis wurde ich 13. und in Top Stock sogar 6.- dank des letzten Finales, welches mit meinem 4. Platz mein wohl größter Erfolg jemals war.

Wenn ich mich nicht irre, fuhr ich die beiden Finale direkt hintereinander.

Nach dieser DM trug ich 4 Pokale nach Hause, da ich schließlich auch in beiden Klassen das beste Mädel war.

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Am Sonntag schwinden manchmal in Sonneberg die Kräfte. Bei 2 Pokalen, dem eigenen Auto und einem neu gewonnenen Chassis wird das Fortbewegen zum Balanceakt.

Ein oder zwei Jahre zuvor hatte ich bei der DM in der Klasse M-Chassis sehr wenig Glück.

Dank einiger Ausfälle durch Regen stand ich im B-Finale auf dem vorletzten Platz.

Die Freude war umso größer, als ich mich in einem der Finale in den wenigen 5 Minuten so weit nach vorne gekämpft habe, sodass ich nach den 2 Finalen insgesamt 2. wurde.

Erwähnenswert ist noch,  ich war auch beim ETS mal im A-Finale und bei etlichen 24-Stunden-Rennen habe ich auch mitgemacht.

Unabhängig von Rennerfolgen zähle ich auch meine Auftritt in mehreren Medien zum Erfolg.

Als ich noch jünger war, interviewte man mich häufiger für Zeitungsbeiträge.

Doch das Aufregendste war wohl, als ich mit 12 Jahren auf dem 24-Stunden-Rennen in Andernach nach einer Fahrt auf dem Fahrerstand von einem Reporter angesprochen und interviewt wurde und ich so ins Fernsehen kam.

Dieser Fernsehauftritt blieb vor allem deshalb unvergesslich, weil ich –ohne in dem Moment daran zu denken, dass das ja im Fernsehen ausgestrahlt wird- sagte, dass ich meinen Vater manchmal “abziehe“.

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Die Tamiya Euro Cup-DM 2014 war für Elena das sportlich erfolgreichste Rennen. 2 A-Finale erreichte sie und wurde in jeder Klasse, in der sie antrat, beste Frau. 4 große Pokale mussten nur wegen ihr im väterlichen Auto Platz finden.

Mikanews:

Was machst du an einem Wochende ohne ein Rennen?


Elena:

Wenn am Wochenende kein Rennen ist und ich nicht grade arbeiten muss, widme ich mich einem weiteren Hobby.

Ich tausche das Werkzeug gegen Pinsel, Haftmittel gegen Acrylfarbe, Sekundenkleber gegen meine Heißklebepistole und das Ladegerät gegen meine Nähmaschine aus.

Um es genauer zu erklären: Ich bin verrückt nach Animes und Mangas, aber vor allem nach den Charakteren aus diesen. Daher habe ich das sogenannte Cospayen zu meinem Hobby gemacht.

Ich nähe Kostüme, dazugehörige Waffen und Rüstungen und schlüpfe auf unterschiedlichen Veranstaltungen (z.B. Comic Con, Frankfurter Buchmesse, Gamescom, Japantag, etc.) in die Rollen der besagten Charaktere.

Wenn also ein Wochenende vergeht, an dem meine Hände nicht voller Sekundenkleber, Acrylfarbe oder Haftmittel sind, habe ich was falsch gemacht.


Mikanews:

Welche Ziele hast Du für 2016 und darüber hinaus?


Elena:

Meine Ziele für 2016 sind zunächst eine weitere schöne DM im August und einen guten Start in der neuen Klasse Euro GT.

Dazu versuche ich mein künftiges Studium mit meinen Hobbys und Arbeit unter einen Hut zu bekommen.


Mikanews:

Nach so vielen Jahren im RC-Geschäft. Wer unterstützt Dich bei dem Hobby? Hast Du Sponsoren/Förderer?


Elena:

Was die Frage mit Sponsoren/ Förderer angeht, tue ich mir eher schwer, denn das Hobby bezahlt sich durch Eigenfinanzierung, aber vor allem – weil es bei uns eine Familienangelegenheit ist- durch meinen Vater.

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Exra für uns posierte Elena mit ihrem Tamiya bei sommerlichen Temperaturen auf dem Balkon – natürlich mit der 1 als Startnummer! 🙂

Mikanews:

Vielen Dank für die ausführlichen Geschichten. Es war sehr unterhaltsam. Wir wünschen dir viel Spaß beim deinen Wochenendaktivitäten und viel Erfolg beim Säubern deiner Haftmittel getränkten oder Heißkleber beklebten Hände  und demnächst beim Studieren.


Eine kleine Klarstellung, die Reihenfolge und Nummerierung sind keine Charts und sind in keinerlei Hinsicht eine Wertung der Fähigkeiten. Es geht einfach darum, euch die Frauen, die sich im mit Testosteron gefüllten Fahrerlager behaupten, näher vorzustellen!

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