Marcel Geiger spricht mit uns über den Awesomatix A800

Seit einigen Wochen kursiert ein Video im Internet vom A800 von Awesomatix. Es zeigt den Prototypen auf der Teppichstrecke in Beerfelden. Marcel Geiger ist der Pilot der das neue Fahrzeug im Modifiedtrimm über die Bahn bewegt. Der A800 wird ein Modell mit Riemenantrieb, das stet bereits fest. Mikanews bohrt noch ein wenig tiefer und befragt den ersten A800-Pilot Deutschlands.

Mikanews: Hallo Marcel,

bevor wir dich zum neuen Awesomatix A800 befragen, stell dich doch bitte kurz vor!

Marcel: Puh, das könnte eine lange Geschichte werden, aber machen wir’s kurz. Mein Name ist Marcel Geiger, 33 Jahre alt. Ich habe Maschinenbau studiert und arbeite seither in der Automobilbranche im Bereich Prüftechnik für die Antriebsentwicklung, inzwischen als Projektleiter.

Mit dem RC-Car fahren habe ich vor gut 18 Jahren angefangen, seither hat mich das Hobby nicht mehr losgelassen, zeitweise habe ich auch während meines Studiums bzw. in meiner Freizeit bei Design und Entwicklung für einen deutschen RC-Elektronik Hersteller mitgeholfen. Ich fahre eigentlich fast immer 1:10 Elektro Modified, ab und zu fahre ich auch mal eine LRP-HPI Challenge mit. Als Spaßfahrzeug habe ich noch einen HotBodies D413 Offroader, der leider viel zu wenig gefahren wird.

Ganz nebenbei, der erste A800-Pilot in Deutschland war Max Mächler, aber er kann ja nicht gleichzeitig fahren und filmen 😉

Mikanews: Seit wann fährst du Awesomatix? Was war damals der Hauptgrund zum Wechsel auf den russsischen Hersteller?

Marcel: Meinen ersten Awesomatix habe ich Februar 2011 bestellt, das war noch einer der ersten 200 Baukästen die es gab. Mich hatte damals vor allem das revolutionäre Design gereizt, die Rotationsdämpfer, die sehr variable Aufhängung, die Qualität. Würde man das Auto was 2011 vorgestellt wurde erst heute vorstellen wären noch immer alle überrascht :-).

Außerdem war ich damals wie heute davon begeistert, wie viel Herzblut und Liebe zum Detail Oleg Babich, Gründer von Awesomatix, in das Fahrzeug investiert.

TCM
Marcel Geiger zusammen mit Viljami Kutvonen auf dem LRP TCM. Viljami gewann das TCM 2014 und ist einer der schnellsten Awesomatixfahrer der Welt. Marcel ist durch seine Ideen ein wichtiger Teil im Awesomatix-Team geworden.

Mikanews: Der A700 war von Beginn an ein revolutionäres Auto mit dem speziellen Kardanantrieb, den Dämpfern und den Kohlefaserquerlenkern. Was ist für dich das Besondere am A800?

Marcel: Das wir es geschafft haben die Stärken des A700 zu übernehmen, das Auto aber gleichzeitig einfacher in der Handhabung und erschwinglicher zu machen, ohne Verlust an Qualität, bei besserer Perfomance. Ansonsten haben wir ja viele der Features die mich zum Kauf meines ersten A700 gebracht haben noch immer.

Mikanews: Wann begannen die ersten Überlegungen bei Awesomatix neben dem A700 ein Riemenmodell zu entwerfen?

Marcel: Wir haben in den Jahren mit dem A700 extrem viel Erfahrung gesammelt, Stärke und Schwächen abhängig von den Bedingungen identifiziert und das Gelernte mit Bedacht im neuen A800 eingebracht. Im Laufe des letzten Jahres haben wir dazu immer wieder neue Komponenten und Varianten des A700 getestet, aber ab einem gewissen Punkt muss man auch mal einen Schritt zurück machen und den Kurs anpassen. Das war nun Anfang 2015 der Fall.

Mikanews: Wann hast du den ersten A800-Prototypen fahren dürfen?

Marcel: Den ersten „richtigen“ A800 habe ich erst vor wenigen Wochen testen dürfen, aber die Tests insgesamt laufen schon etwas länger.

Mikanews: Wann bzw. auf welchen Rennen konntest du neue Teile testen? Welche waren das?

Marcel: Im Rahmen des letzten Jahres haben wir extrem viel getestet, allerdings noch auf Basis des A700, wobei sich einige Sachen ja 1:1 übertragen lassen. Die Liste der Teile ist recht lang, Chassis-Varianten, verschiedene Motorhalter, Differentiale, Dämpfer, Differentialpositionen, neue Aufhängungsteile, Dämpfungselemente für den Antrieb,….eine Aufzählung im Detail wird schwierig….

Ich kann mich an kein Rennen erinnern an dem wir nicht bewusst getestet haben, die Kunst dabei ist nur, dass man es nicht zu offensichtlich sieht 🙂

Mikanews: Inwieweit warst du in die Entwicklung und das Design eingebunden?

Marcel: Oleg und ich sind regelmäßig in Kontakt, er legt großen Wert auf das Feedback seiner Teamfahrer, hinterfragt dieses aber auch kritisch. Wir hatten recht früh, als das Fahrzeug nur im CAD existierte schon die ein oder andere Idee ausgetauscht.

Mikanews: Was meinst du, welche Vorteile hat das Riemenkonzept gegenüber dem A700? Wo wird der 800 besser/schneller sein?

Marcel: Bisher zeigt sich das der A800 vor allem einfacher zu fahren ist bzw. besser gesagt, es ist einfach das Auto am Limit zu bewegen. Hier hatte der Kardan teilweise einen störenden Einfluss, vor allem mit steigender Motorleistung. Außerdem hat das Fahrzeug/der Antrieb nun deutlich weniger Teile, was das Fahrzeug einfacher zum schrauben macht und eben günstiger.

Bisher waren wir beim testen, egal welche Motorleistung, mit dem A800 immer schneller. Egal ob in Fernost auf Asphalt oder indoor auf Teppich. Von daher sind wir bisher sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Mikanews: Hast du auch direkte Vergleichsfahrten zwischen A700 und dem A800 am gleichen Tag gemacht? Was war deine Teststrecke bzw. wo machst du Vergleichsfahrten besonders gerne?

Marcel: Ja, haben wir gemacht, der Letztstand Setup des A700 war auch der Ausgangspunkt für unsere Tests mit dem A800. Einige Sachen kann man ja 1:1 übernehmen.

Ich nutze natürlich sehr gerne unsere Teppichstrecke in Beerfelden, dort entstand auch das Video. Wir haben dort den ETS Teppich, relativ konstante Bedingungen und natürlich eine Zeitnahme. Auch Topfahrer wie Ronald Völker und Freddy Südhoff nutzen unsere Bahn regelmäßig zum testen.

Im Sommer fahre ich sehr gerne in Andernach, aber auch beim VFR Rüsselsheim.

Mikanews: Was waren deine Eindrücke bei der ersten (?) Fahrt mit dem A800?

Marcel: Ich hatte glaub ein recht breites Grinsen im Gesicht. :-), ich habe mich sehr schnell wohl gefühlt mit dem Auto.

Mikanews: Mit Max Mächler habt ihr auch in Deutschland einen Teammanager. Wie läuft die Zusammenarbeit im Team?

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Ein starkes Ergebnis fuhr das deutsche Awesomatix-Team mit Marcel Geiger, Max Mächler und Marvin Schneider (v.l.n.r.) in Althengstett in der Standardklasse ein. Die Stärken des A700 münzte man in einen Dreifachtriumph um.

Marcel: Super. Das Team macht echt Spaß und die Stimmung auf den Rennen ist auch immer klasse.

Mikanews: Was sind für dich persönlich deine Ziele mit dem A800 in Zukunft (Saison 2015/2016)?

Marcel: Spaß haben, das ist das Wichtigste, darum haben wir ja dieses Hobby. 🙂

Mikanews: Hast du als erfahrener internationaler Racer zum Schluß noch einen guten Tipp für die Mikanews-Leser?

Marcel: Walter Röhrl hat mal gesagt: „Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln – ein Auto braucht Liebe.“ Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber da steckt auch viel Wahrheit drin. Eine gute Vorbereitung des Fahrzeuges ist extrem wichtig, egal ob man nur testen geht oder auf ein Rennen. Darauf legen viele Fahrer zu wenig Wert, dabei fährt ein gut gebautes Auto einfach Welten besser….

Daher mein Tip → pflegt euer Auto. Richtig, nicht nur huschhusch mit der Druckluft den Dreck schnell in die Lager gedrückt! 😉

Dann sind Testergebnisse auch aussagekräftig und das Auto bleibt wesentlich länger in Top-Zustand.

Mikanews: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast für die kleine Fragerunde. Möchtest du noch jemanden zum Abschied grüßen?

Marcel: Allen voran natürlich Oleg Babich, den Kopf und Macher hinter Awesomatix, aber auch Max und das ganze Team, ich freu mich schon auf das erste gemeinsame Rennen mit dem A800!