Mercedes-Benz LA911 6×6 -Prototyp-

Modellbauer sind erfinderisch und kaufen nicht nur Baukästen, schrauben diese zusammen und fahren. Nein, es gibt findige Tüfftler, die ihre Fahrzeuge mit viel Liebe zum Details und aus Leidenschaft selbst aufbauen. Die Lösungen sind sehr unterschiedlich.


Unser Titelbild

Einer möchte sein Fahrzeug so detailiert wie möglich aufbauen, dass der Unterschied zum Original nicht auffällt, andere weichen etwas ab und ein anderer Teil der Modellbauer hat seine eigene Idee im Kopf und setzt dieses um. Ein Lösung konnten wir bei der Ostrail beim ASC-Potsdam e.V. bei Rene Wittchen sehen.


Rene Wittchen mit seinem Mercedes-Benz LA911 6×6 -Prototyp-
Mercedes-Benz LA911 6×6 -Prototyp-

Er baute einen Mercedes-Benz LA911 6×6 Prototyp zusammen. Das dies nicht von heute auf morgen ging, sollte euch klar sein. Viele Stunden verbrachte Rene im Hobbyraum und setzte sein Projekt um. Schaut und lest selbst. Vielleicht packt euch nach dem Bericht die Leidenschaft und ihr verschwindet im Hobbyraum, um ein eigenes Projekt in die Tat umzusetzen. Los gehts!

Fahrzeug: Mercedes-Benz   LA911  6×6  Prototyp   (Das Fahrzeug gab es nie im Original!)

Einsatzgebiet: Modell-Truck-Trial-Wettbewerbe im Rahmen des OSTRIAL

Erfolge: 1. Platz in der Gesamtwertung OSTRIAL  2015 und 2016

Maße: Länge 65cm, Breite 24,5cm, Höhe 28cm, Gewicht 6,5kg

Antrieb: Novak Crawler Brushless System mit 18,5Turn


Motor und Elektronik finden im Führerhaus ihren Platz

Lenkung: Zwei Servos  mit je 20kg Stellkraft

Getriebe: 5 stufig mit einer Gesamtübersetzung von ca. 80:1

Verteilergetriebe: permanenter Allradantrieb mit schaltbare Kraftverteilung; entweder 50:50 (gleiche Kraft zu Vorder- und Hinterachsen) oder 66:33 (mehr Kraft zur Vorderachse)

Die Idee der Kraftverteilung stammt nicht von Rene. Der 1:10er Buggy Mugen Mercury aus den 90ern hat dieses System verbaut! Arne Schmiedeberg hatte dieses Getriebe in einem seiner Eigenbauten und war begeistert! Dieses brachte Rene auf die Idee es in seinen Trialer zu nutzen!


Mercedes-Benz LA911 6×6 -Prototyp- von unten

Aufgebaut ist diese Kraftverteilung auf Basis eines Planetengetriebes. Hierbei werden die vier Planetenräder angetrieben und ergeben durch die unterschiedlichen Übersetzungen der Planeten zum mittleren Sonnenrad bzw. Planeten zum äußeren Innenzahnkranz die Kraftverteilung. Die Übersetzung zum Innenzahnkranz ist größer. Somit wird hier auch mehr Kraft übertragen.  Im 911er ist der Innenzahnkranz mit der Vorderachse (66% der Kraft) und das kleinere innere Sonnenrad mit den Hinterachsen (33%) verbunden.  Wie oben geschrieben besteht auch noch die Möglichkeit einer Kraftverteilung von 50:50. Hierzu werden die Wellen zur Vorder- und den Hinterachsen einfach mittels Servo miteinander verbunden. Klingt einfach ist aber im Modell eine ziemliche Puzzlearbeit!



Kraftverteilung mit Sperre

Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass diese Art von Getriebe gleichzeitig ein Mitteldifferenzial darstellt. Das verkleinert den Wendekreis um gut einen halben Meter. Das sind Welten im Trial!

Wann fahre ich mit offener Kraftverteilung wann geschlossen?

Geschlossen (50:50) wird nur gefahren wenn es mit der 66:33-Variante nicht weitergeht! Also im sehr verblockten Gelände, aber auch steil bergauf und bergab. Bergab vor allem, da die Hinterräder entlastet werden und dann der 911er dank der Differenzialwirkung ungebremst ins Tal rollt! Nicht alles hat Vorteile!!!!

Der Hauptvorteil der 66:33-Variante kann ausgespielt werden, wenn mit eingeschlagenen Rädern mittels Gasstößen die Vorderräder zum Durchdrehen gebracht werden. Dann kann in günstigen Umständen der Wendekreis auf rund 80cm verkleinert werden.  Nicht schlecht bei einer Gesamtlänge des Fahrzeuges von 65cm!



Aufbau des Fahrzeuges: Das Fahrzeug ist bis auf einige Zukaufteile (Ca. 100 Kugellager, Zahnräder, Kugelköpfe und Kardangelenke) ein Eigenbau. Hauptsächlich wurde Aluminium für das Chassis und die Achsen verwendet.

Wichtig bei einem Trialer ist es den Schwerpunkt des Fahrzeuges möglichst weit unten anzusiedeln. Da Aluminium zu leicht ist, wurde an einigen Stellen mit Edelstahl und Messing nachgeholfen das Gewicht nach unten zu bekommen.


Der Akku ist hinten über dem hinteren Differenzial platziert.

Der Überrollbügel ist auch aus Edelstahl gebogen und verlötet. Er ist sehr stabil, aber obwohl es Rohr ist, recht schwer! Hier wird über den Winter ein leichterer aus Aluminium gebaut! Wiegt nur ca. 1/3 und hilft dadurch den Schwerpunkt nochmals abzusenken!


Führerhaus mit Überrollkäfig
Führerhaus mit Überrollkäfig

Anders als bei anderen „OffRoad Wettbewerbsklassen“ halten bei uns die Reifen ewig! Die verbauten Proline sind seit rund 8 Jahren im Einsatz. Verschleiß ist da, aber kein übermäßiger! Nach dem Endlauf des OSTRIAL im Rahmen der „Modell Hobby Spiel“ in Leipzig Anfang Oktober werde ich die Schaumstoffeinlagen tauschen. Die haben schon etwas nachgegeben! Warum erst danach? Never change a running system!!!!! Dieses Jahr läuft es auch wieder ganz gut!

Fahrerhaus: Auch das Fahrerhaus ist im Eigenbau entstanden. Die Abmessungen konnte ich aus einer Zeichnung des Mercedes-Benz Konzernarchiv entnehmen. Diese wurde auf den von mir gewählten Maßstab 1:10 „großkopiert“! Da die Zeichnung Vorder-, Seiten und Draufsicht hatte musste dies für jede Ansicht erfolgen.

Das Material ist weißes Polysyrol-Plattenmaterial. Durch Schneiden, Fräsen, Biegen und Tiefziehen wurden Materialstärken  von 0,5 bis 3mm in Form gebracht.  Die Motorhaube besteht aus Glasfaser, welches über einen Kern aus Styrodur laminiert wurde hergestellt. Bei runden Teilen aus meiner Sicht die einfachste Möglichkeit.



Bauzeit: In Summe sind ca. 350h in das Modell geflossen. Aus meiner Sicht eine gut investierte Zeit, da das Modell beim Fahren viel Spaß macht!

Danke an Rene Wittchen für die tollen Ausführungen und den Einblick in sein Projekt. Viel Spaß bei euren Projekten. Wenn ihr möchtet, dann wendet euch an uns und wir werden eure gerne vorstellen.

Übrigens könnt ihr Rene und viele andere Trail-Fans auf der Leipziger Messer jedes Jahr antreffen oder ihr schaut auf dem Gelände des ASC-Potsdam e.V. vorbei. Dort gibt es Fahrmöglichkeiten für eure Trailer und Crawler. Wer Interesse an der Rennserie hat, der findet diese hier: Zur Serie Ostrail: –Hier findet ihr mehr Infos dazu–

Zum Verein: ASC-Potsdam e.V.
Weitere Links

Ostrail beim ASC-Potsdam e.V.

 

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