Dominic Greiner gewinnt seinen ersten EFRA-EM-Titel 2019

Türkheim war in diesem Jahr ein gutes Pflaster für den 27 jährigen Dominic Greiner aus Weißendorn / Bayern. Auf seiner Heimstrecke war er vom ersten Tag der schnellste  Fahrer. Im Training an der Spitze, dann alle 5 Vorläufe gewonnen und nach dem 45 minütigem Finallauf hatte er 2 Runden Vorsprung auf Dario Balestri. Dies war eine grandiose Leistung bei dem starken Fahrerfeld. Herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn von uns. Für Dominic war dies nach dem Weltmeistertitel 2016 bei der WM in Gubbio sein zweiter großer Titel mit Serpent in seiner Sammlung in der Klasse VG10.


Dominic Greiner – Quelle: Facebook EFRA

Weitere Erfolge konnte Dominic bei regionalen, nationale und internationalen Rennveranstaltungen feiern. U.a. wurde er Deutscher Meister 2017 in der Klasse 1 / VG8 und 2015/2016 in der Klasse VG10SCA.


Dominic Greiner im Bild bei der WM 2016 in Gubbio

Fangen wir am Anfang an. Dominic ist wie am Anfang erwähnt, 27 Jahre jung und ist diesem schönen Hobby seit über 15 Jahren treu. Sein Verein ist der MCC-Türkheim, bei dem er seit gute 15 Jahren dort Mitglied ist. Sein „Geld“ verdient er als Service Monteur für Blockheizkraftwerke.

Nach seinem Titelgewinn und nach der Deutschen Meisterschaft konnten wir ein Interview mit ihm bekommen. Dies könnt ihr hier nun nachlesen.


Mikanews: Hast Du Dich speziell für die Europameisterschaft vorbereitet?


Dominic: Eigentlich nicht wirklich. Ich habe schon sehr sehr viele Runden auf meiner Heimstrecke gedreht. Dieses Jahr steht hauptsächlich die Klasse 1:8 im Vordergrund. In dieser Klasse findet Ende des Jahres die Weltmeisterschaft in Los Angeles /USA statt. Aus diesem Grund habe ich den EFRA-GP Ende Mai in Türkheim genutzt, um mich auf dieses Rennen vorzubereiten, welches ich auch von Startplatz 1 gewonnen habe. Ich hatte einige Prototypenteile zum Testen. Einige waren auch besser, aber ich habe das Auto so gebaut, damit wirklich nichts unvorhersehbares kaputt gehen konnte.


Mikanews: Du warst von Anfang der Schnellste auf der Strecke. Was habt ihr am Fahrzeug im Training trotz der guten Zeiten probiert?

Dominic: Wie auch beim EFRA-GP hatte ich mit sehr hohem Reifenverschleiß zu kämpfen. Dies betraf vor allem das linke Vorderrad. Zudem ist es mit meinen neuen O.S. Motoren sehr schwierig die 5 Minuten Fahrzeit in Türkheim zu schaffen. Wir entschieden uns daher, das Maximum an Motorleistung zu nutzen und einmal mehr zu tanken im Finale. Am Setup haben wir alles mögliche probiert, um den Verschleiß am linken Vorderrad zu senken, was uns auch gegenüber beim Efra GP  ein bisschen gelungen ist. Im Vergleich zur Konkurrenz war der Verschleiß immer noch deutlich höher.


Mikanews: Die Streckenführung in Türkheim sieht auf dem ersten Blick recht einfach aus. Um schnelle und konstante Zeiten fahren zu können, ist ein gutes Setup und Fahrlinie mit entscheidend. Worauf muss ich beim Fahren in Türkheim achten?


Dominic: Sieht recht einfach aus, ist es aber nicht. Das Wichtigste ist das „Omega“ genau in der Mitte der Strecke. Um das perfekt fahren zu können, muss man in der Spitzkehre nach der Geraden ganz innen sein, um sauber in den ersten „Linksknick“ zu kommen. Das Setup muss trotzdem leicht untersteuernd sein, damit man viel Schwung dort mitnimmt. Sobald sich das Auto dort leicht eindreht gehen die Rundenzeiten in den Keller. Wiederum muss das Fahrzeug aber genug Lenkung haben um die Steilwandkurve nach der Geraden mit fast Vollgas fahren zu können.


Mikanews: Du standest nach drei Vorläufen bereits als TQ fest. Sowas gab es selten in dieser Klasse. Warst Du überrascht von dem Ergebnis?


Dominic: Wir hatten gehofft, dass wir es in den ersten 3 Läufen fix machen. Am Ende des Trainings konnten doch ein paar Fahrer an meine Zeiten herankommen. Vermutlich hatten diese das  Auto dann speziell für den Vorlauf von der Bodenfreiheit reduziert, um ein besseres Fahrverhalten zu bekommen. Ich bin jedoch immer mit Finalsetup gefahren, um speziell den Reifenverschleiß jeden Vorlauf zu ermitteln. In den letzten beiden Vorläufen haben wir auch noch kleine Änderungen am Fahrzeug gemacht, um eventuell noch weniger Reifenverschleiß zu generieren.


Mikanews: Das Finale mit den 45 Minuten Fahrzeit können lang sein. Wie hast Du Dich auf das Finale vorbereitet? Thomas Günsel war an diesem Wochenende sicher wieder eine große Hilfe an der Box. Habt ihr euch im Team einen Plan gemacht, wann ihr tankt und wann der Reifenwechsel erfolgen soll? Warst Du aufgeregt?


Dominic: Wir haben uns sehr intensiv auf das Finale vorbereitet. Am Freitag Abend haben wir schon mindestens 30 mal das Reifenwechseln und tanken in der Boxengasse geübt. Bei 1:10 muss man oft an halbe Wechsel denken, denn bei beiden Seiten verliert man schon sehr viel Zeit in der Box. Aufgrund des EFRA-GP`s hatten wir einen Anhaltspunkt, welche Strategie wir fahren würden. Bei diesem Rennen übernahmen wir die gleiche Strategie für das Finale. Wir hatten ein wenig weniger Reifenverschleiß, aber nicht so viel weniger das sich andere Optionen ergeben hätten.


Dominic Greiner – Quelle: Facebook EFRA

Mikanews: Verlief das Finale für Dich nach Plan? Musstet ihr die Strategie ändern? Wie viel Reifenwechsel und wann waren diese? Wer hat das letzte Wort – Thomas oder Du?


Dominic: Thomas ist der Mann für Strategie und Reifenverschleiß. Er macht die Vorschläge und ich entscheide dann ob das funktioniert oder nicht. Wir haben das Finale so durchgezogen wie geplant. Wir konnten mit einem Tank 4.30 Minuten fahren. Daher mussten wir nach 13.30 Minuten schon die ersten Räder außen wechseln. Diese waren schon komplett abgefahren weil ich vermutlich einmal öfter tanken und Reifen wechseln musste als meine Konkurrenten. Auf dem nächsten Satz musste ich dann 18 Minuten fahren, was rechnerisch mit unserem Verschleiß nicht möglich gewesen wäre. In dem mittleren Abschnitt war ich also nur damit beschäftigt das vordere linke Rad zu schonen. Nach gute 31 Minuten waren dann alle 4 Räder abgefahren und wir haben für den Schluss nochmal 4 neue Räder montiert.


Dominic Greiner mit seinem Mechaniker Thomas Günzel (links) – Quelle: Facebook EFRA

Mikanews: Wichtig für den Erfolg kann eine sinnvolle Tankstrategie sein. Alle wie viel Minuten wart ihr an der Box? Im großen Motorsport hört man von „Lift and Coast“, also Spritsparen. Ist das in den Klasse VG10 / VG8 von Bedeutung oder könnt ihr damit einen Tankstopp für ein zwei Runden hinauszögern?


Dominic: Wir konnten mit einem Tank ziemlich genau 5 Minuten fahren. Was aber nicht genug ist um wirklich auch 5 Minuten zu tanken, denn mit Tankpistole bekommt man auch etwas weniger Sprit in den Tank, zudem ändert sich auch der Spritverbrauch mit kleiner werdenden Reifen. Nach 5 Minuten Tanktaktik macht dann erst wieder 4.30 einen Sinn, um direkt auf 45 Minuten zu kommen. In diesem Fall haben wir eine Runde Spielraum, um gegebenenfalls eine leere Boxengasse zu bekommen, damit man schneller rein und raus fahren kann.


Mikanews: Welche Änderung / Tuningteile hast Du in deinem Serpent in Türkheim verwendet? Den 750 gibt es ja schon ein paar Monate. Und wie sieht es mit Deinem restlichen Technik-Paket aus? 


Dominic: Ich habe andere Radachsen benutzt. Diese sind leichte als die Baukastenvariante. Zudem haben wir auch ab jetzt neue Diffgehäuse aus Magnesium/Aluminium, die um einiges leichter sind, wie die Plastik-Differenziale. Diese bin ich aber in Türkheim noch nicht gefahren, weil wir noch keine Langzeittest mit diesen Differenzialen machen konnten. Der Rest vom Fahrzeug war absolut aus dem Baukasten. Die Elektronik fahre ich komplett von Sanwa mit der M17 als Fernsteuerung und Servos habe ich die SRG-LS verwendet. Motor kommt aus dem Hause O.S Speed seit diesem Jahr und betrieben mit Sprit von Energy aus Italien. Karosserie bin ich die Xtreme Avenge gefahren. Reifen waren Einheitsreifen von Shepherd.


Mikanews: In den kommenden Wochen werden die beiden Deutschen Meisterschaften VG8 (Wiesbaden) und VG10 (Hamm) ausgetragen. Wie siehst du deinen Chancen auf den Titel in beiden Klassen?


Dominic: Die Chancen stehen immer gut, da wir in beiden Klassen ein super Paket haben. Die VG8 DM hat ja nun vergangenes Wochenende stattgefunden. Ich konnte den T nach den Vorläufen holen und hatte im Finale ein wenig Pech. Nach dem ersten Reifenwechsel habe ich ein Rad verloren und musste unfreiwillig die Box ansteuern. Auf der Aufholjagd auf den Führenden habe ich dann leider den Curb auf die Gerade berührt und mein Auto hat Unterluft bekommen und bin im Zaun gelandet. Dabei habe ich am Fahrzeug die komplette Karosserie zerstört und musste wieder die Box ansteuern. Am Ende hat es dann noch für Platz 3 gereicht. Ob ich die DM in Hamm fahren kann ist noch nicht ganz sicher. Ich hoffe, dass ich Urlaub von der Arbeit bekomme.


Mikanews: Kannst Du die Strecken beschreiben? Worauf kommt es an? Wo sind die tückischen Stellen? Welcher Tipp kann auf dieser Strecke besonders wertvoll sein? Was macht den Reiz der jeweiligen Strecke aus?


Dominic: In Wiesbaden war ich vorher noch nie, aber wie sich herausstellte ist die Strecke doch sehr viel schwierigere als angenommen. Im linken Abschnitt ist sie sehr schnell. Im rechten Abschnitt sehr eng und technisch. Dazu kommt noch das der Asphalt sehr alt ist und der Reifenverschleiß enorm hoch war. Zudem war die Strecke auch sehr wellig was es sehr schwierig gemacht hat das perfekte Setup zu finden. Zudem ist die Boxengasse erhöht und die auf und Abfahrt sehr sehr eng für 1:8 Modelle. Hier konnte man auch gut Zeit gewinnen oder verlieren.

Hamm ist eine sehr schnelle und flüssige Strecke. Einzig die Schikane kurz vor dem Fahrerstand ist tückisch an dieser Bahn. Da kann man viel Zeit verlieren.


Mikanews: So, mal Hand aufs Herz. Welche Klasse fährst du lieber? VG10 oder VG8 oder doch beide? Wie wirkt sich die Aerodynamik der unterschiedlichen Karosserien in den Klassen aus? Worin liegen sonst noch die Unterschiede der beiden Fahrzeugklassen in Bezug auf Fahrspaß, Handling und Fahrzeugbalance?


Dominic: Ich persönlich bevorzuge immer noch die Klasse VG10. Diese ist zwar etwas langsamer, doch das Racing selber ist hier viel schöner. VG8 ist einfach brutal und sehr sehr schnell. Meiner Meinung nach schon viel zu schnell. Hier ist es sehr schwierig zu überholen, denn diese Fahrzeuge profitieren am meisten von der Aerodynamik. Was es zum Beispiel ganz schwierig macht hintereinander herzufahren, denn von dem Auto davor bekommt man Luftverwirbelungen und dann ist es noch schwieriger die Lücke zu schließen um einen Angriff zu starten. VG8 ist es einfacher ein Setup zu finden womit man vernünftig fahren kann. Das gestaltet sich bei VG10 etwas schwieriger, da man viel schmalere Reifen und weniger Abtrieb von der Karosse hat. Jedoch aber auch die günstigere Klasse von beiden ist. Ich fahre beides gerne, mein Herz schlägt aber trotzdem immer für VG10.


Mikanews: Wie siehst Du die VG10-Klasse aktuell, und welche Entwicklung wird die Klasse nehmen?


Dominic: Wie gesagt es ist eine schwierige Klasse vom Setup her, was es manchmal schwierig macht ein fahrbares Setup zu finden. Ich persönlich verstehe nicht warum die Starterzahlen hier immer und immer mehr in den Keller gehen. Ich denke nicht das diese Klasse sterben wird, aber man müsste vom Reglement her ein paar Sachen ändern, um es einfacher zu machen in der Setupfindung.


Mikanews: RC Car Racing ist eines der schönsten Hobbys der Welt. Wenn Du drei Wünsche frei hättest, um an diesem Sport etwas wirksam zu verändern, welche Wünsche wären dies?


Dominic: Grundsätzlich gibt es meiner Meinung nach viel zu viele verschiedene Klassen, in denen auch Wettbewerbe ausgetragen werden. Zum Teil sollten Klassen auch vom Reglement vereinfacht werden beziehungsweise Sachen angepasst werden, um die Setupfindung zu erleichtern.

Zudem sollte man die Deutsche Meisterschaft wieder auf ein hohes Niveau befördern. Dies geht meiner Meinung nach aber nur wenn man eine Deutsche Meisterschaft über mehrere Rennen austrägt, z.B. in jedem Sportkreis ein Rennen. Dann kommt man auf 5 Rennen, ein Streichergebnis und am Ende gibt es einen Deutschen Meister. Und auch nur wer die Deutsche Meisterschaft fährt, dürfte für internationale einen Startplatz bekommen. Dann hat man national ein hohes Niveau und trifft sich dann zweimal im Jahr international bei der Europa und Weltmeisterschaft um sich mit den besten jedes Landes zu messen.


Mikanews: Vielen Dank für das Interview.


Dominic: Keine Ursache. Wir sehen uns wieder auf der Rennstrecke.

 

Bilder: Facebook EFRA

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