Uwe Rheinard – Wie alles begann

Kaum eine Familie ist so untrennbar mit dem RC-Car Sport verbunden, wie die „Rheinard`s“. Ich bekam die Gelegenheit, Uwe ein paar Fragen stellen zu können. Ihr erfahrt, mit was Uwe mit 14 Jahren anfing, dann seine Söhne mit dem RC-Car Sport ihre Karriere begannen. Wer konnte schon im Jahr 1994 ahnen, dass Marc 1995 nach seinem ersten Rennen im Tamiya Euro Cup und vielen Jahren mit einem Tamiya FWD und Tamiya M-Chassis (M01), im Jahr 1999 mit dem M-Chassis in Budapest Tamiya-Europameister werden würde. Sein Bruder Toni machte den Erfolg für die Rheinards mit dem Sieg in Top Stock perfekt.


Uwe Rheinard

Mehr interessanten Infos erfahrt ihr im ersten Teil des Interviews. Viel Spaß beim Lesen.


Mikanews: Das Jahr 2020 war für uns alle kein einfaches Jahr. Leider war es unvermeidlich, dass einige Rennen der EuroRCSeries (ETS, EOS und ENS) abgesagt werden mussten. Dies trifft ebenfalls das ETS / EOS Doppelevent in Daun Anfang 2021. Wie hast Du das Jahr als Organisator erlebt. Das muss ein auf und ab wegen der sich ständig änderten Bestimmungen gewesen sein.


Uwe: Zuerst möchte ich dir und allen, die uns beide kennen, ein gutes und hoffentlich besseres Jahr 2021 wünschen.  Tja, was soll ich dazu sagen. Sicher hat es uns auch voll getroffen, da wir nach Daun nur 3 Rennen ausrichten konnten, und dies nur unter sehr erschwerten Bedingungen. Aber diese 3 Rennen haben uns extrem viel Spaß bereitet, da sich alle 3 Familien wenigstens einmal im Sommer sehen konnten. Aber wir alle müssen halt das Beste daraus machen. Es gibt andere, die es bei Weitem schlimmer trifft.


Mikanews: Bevor wir einen Blick auf das kommende Jahr werfen, möchte ich einen Blick zurückwerfen. Mit Stolz kannst du auf eine erfolgreiche Karriere von deinen Söhnen Marc und Toni blicken. Marc gehört zu den besten und erfolgreichsten RC-Car Fahrern auf der Welt mit zahlreichen Titeln (Deutscher- / Europameister und mehrfacher Weltmeister) und Toni hat sich im RC-Car Bereich mit seiner Firma Tonisport einen bekannten Shop aufgebaut. Bis es dazu kam, betrieben beide Fahrer den RC-Car Sport als Hobby. Wie kam es dazu? Bist Du selbst RC-Car gefahren und hast deine Söhne angesteckt? Hast du Sie zu dem Sport gebracht? Wie hast Du Sie unterstützt, bis Sie auf eigenen Beinen standen und ihre Wege einschlugen?

Uwe: Tja, von Herzen bin ich ja seit meinem 14. Lebensjahr begeisterter Modellflieger. Wenn es meine Zeit erlaubt, gebe ich mir Mühe, den ein oder anderen Flieger zu zerstören. Meine Jungs konnte ich nicht begeistern, es war ihnen zu langweilig. So gab es Weihnachten 1992 einen Tamiya BMW M3 Schnitzer und einen Ferrari F 189. Von 1992 bis 1993 habe ich dann meine Lagerhalle umgebaut zum legendären Motodrom Andernach. Dieses Motodrom wurde dann in den folgenden Jahren die deutsche Brutstätte für hervorragende RC Car Racer. Damals hatte der Tamiya-Cup den höchsten Stellenwert und für uns begann die tollste RC Car Zeit unseres Lebens. Nach den Europameister-Titeln meiner Jungs ging es dann mit beiden zur unvergesslichen Tamiya-WM nach Shizuoka in Japan. Ein paar Jahre später flogen meine Frau und ich mit Marc zur ersten WM-Teilnahme nach KIssimmee-Florida.  Seit diesem Weekend hat sich unser aller Leben völlig geändert. Marc wurde im Alter von 17 Jahren zum Werksfahrer bei Tamiya. Natürlich hatte ich darauf bestanden, dass er seine begonnene  Stuckateurlehre in meinem Betrieb mit dem Gesellenbrief noch beendet, bevor er sich voll und ganz seinem neuen Beruf widmete.


Mikanews: Anfangs gab es noch das gute alte Motodrom mit einer Hallen- und Outdoorstrecke bei Dir, die nicht nur von den beiden genutzt wurde. Dann kam der Wechsel zu einer der heute bekanntesten Rennstrecken in Deutschland in Andernach. Das Motodrom. Kannst du etwas zur der RC Car Abteilung des DJK Andernach sagen, also wie sich diese von damals bis heute entwickelt hat? Wann wurde die Abteilung gegründet?

Uwe: Das alte Motodrom Andernach betrieb ich von 1994 bis Januar 2001. Neben meinem Stuckgeschäft wurde es mir dann doch zu viel und ich habe schweren Herzens das Motodrom geschlossen und seitdem meine Halle fremd vermietet. Ein paar Jahre später hat es dann doch wieder bei vielen lokalen Racern in den Händen gekribbelt und wie der Zufall es wollte, stellte unser örtlicher Sportverein gerade einen Bauantrag für eine Beachvolleyball-Anlage.

Da wir hier in Andernach „kurze“ Wege haben, erfuhr ich sofort davon und nach ein paar Sätzen mit dem Vorsitzenden der DJK war es klar, dass wir dieses Vorhaben um eine Rennstrecke erweitern. Es standen nun 11 harte Monate vor unserem „Bauteam“, aber wir alle haben jeden Tag genossen, den wir vor Ort gearbeitet haben. Dank der DJK wussten wir auch, dass wir finanziell nie in Schwierigkeiten kommen können. Somit konnten wir 1997 die Anlage in Betrieb nehmen und das ein oder andere Event ausrichten.


Mikanews: Was beide Fahrer mit vielen Fahrern gemeinsam haben, ist der Start ins Hobby mit dem Tamiya-Cup. Ronald Völker, Steven Weiss, Simon Lauter, Christian Donath, Alexander Stocker, Markus Mobers sind einige bekannte Fahrer, die nicht nur im TEC viele Erfolge feiern konnten. Der TEC war eine Talentschmiede für RC-Car Fahrer. In diesem Jahr und die kommende Saison sieht es danach aus, dass wegen der Corona Pandemie kein Rennen stattfinden. Gerade in dieser Rennserie fanden viele der knapp 200 Jugendlichen bei den jährlichen Figther-Cup Finale in Sonneberg den späteren Einstieg in die Rennszene. Hast du Kontakt mit Tamiya? Das wäre sicher ein Verlust, wenn die Rennserie wegfallen würde.

Uwe: Da wir hier in Andernach ja zu 100% Glattbahner waren, kennen wir den Fighter-Cup nur ein wenig. Aber der Ursprung dieser extrem erfolgreichen Rennserien liegt sicher im Fighter-Cup. Und dieser Erfolg geht ganz klar aufs Konto eines Mannes, der im Hause Dickie-Tamiya damals alles möglich machte, um die Kinder zu einem sinnvollen Hobby mit sportlichem Wettkampf zu bringen: Klaus Wamser. Wir beide wurden sehr früh dicke Freunde und haben gemeinsam in den folgenden Jahren viele Ideen umgesetzt, um diesen Wettbewerb immer attraktiver zu gestalten. Aus meiner Sicht war der Tamiya-Cup weltweit die beste Renn-Serie im RC Car Sport überhaupt . Wie du schon angemerkt hast, gingen wirklich etliche Weltklasse-Fahrer durch die Tamiya-Schule. Glücklicherweise erfreut sich der Tamiya-Cup weiterhin großer Beliebtheit und hat seine deutsche Fangemeinde.  Auch in Holland erfreuen sich die Tamiya-Rennen weiterhin großer Beliebtheit mit Teilnehmerzahlen um die 100 pro Rennen. Leider riss aber irgendwann der Kontakt zwischen Dickie-Tamiya und mir ab, was ich selbst extrem bedauere. Denn eines ist klar :  Marc, Toni und Uwe Rheinard sind im Herzen ein Leben lang TAMIYANER ! Daran wird sich nie etwas ändern.


Mikanews: Marc wurde Weltmeister. Du warst mit deiner Frau vor Ort in Kissimmee / USA vor Ort. Wie hast du den Erfolg miterlebt?


Uwe:  Ganz ehrlich: meine Frau und ich waren am Finaltag in Daytona-Beach zu einem Harley-Treffen. Wir waren viel zu nervös, um die Finale vor Ort zu verfolgen. Die erste WM für uns alle und dann diese Überlegenheit in den Vorläufen. Das wäre sonntags zu viel für uns gewesen. Wir wurden via SMS auf dem Laufenden gehalten und haben an einer Ampelanlage bei rot die entscheidende SMS geöffnet: Marc ist Weltmeister. Ok, nach einem Hupkonzert bei grün hinter uns fuhren wir dann irgendwann los Richtung Rennstrecke, um unserem Sohn und allen, die am Titel beteiligt waren, zu gratulieren.


Mikanews: Weißt du noch, als Marc professioneller RC-Car Fahrer wurde, was Du dachtest? RC-Car Fahrer, davon kannst du nicht Leben?


Uwe: Ganz richtig, dies war natürlich eine Frage, die wir uns täglich stellten.  Marc´s Leben hatte sich mit diesem Tag völlig geändert und uns als Eltern und ihm stand nun eine schwierige Entscheidung bevor. Aber nach Rücksprache mit Freunden, Beratern usw. standen zwei Entscheidungen fest: Marc wird Profi und muß aber zeitgleich seine Lehre als Stuckateur mit dem Gesellenbrief beenden.


Mikanews: Ein paar Jahre später, genau im Jahr 2008 machte sich Toni mit Tonisport im RC-Car Bereich selbstständig. Nun schlug auch Toni nach seiner Lehre als Groß- und Einzelhandelskaufmann und ein paar Jahren in dem Job den Weg ein, dass er sein Hobby zum Beruf machte. Du selbst hattest mit einem Stuckateurbetrieb eine eigene Firma. Normalerweise würde man denken, dass die Firma von einem der Söhne übernommen werden würde. War das anfänglich dein Gedanke?


Uwe: Ich gehöre zu der Sorte Unternehmer, die ihre Kinder entscheiden lassen, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienen möchten. Sicher hatten beide die Möglichkeit, meinen Betrieb zu übernehmen. Aber ich denke, sie haben frühzeitig erkannt, was es bedeutet, einen Bau-Betrieb mit 30 Angestellten zu führen. Als Stuckateur-Betrieb bedeuten 30 Mitarbeiter etwa 10-12 Baustellen gleichzeitig im Umkreis von 80 km. Ich bin froh, dass sich keiner von beiden diesen Stress antun wollte. So konnte ich damals einerseits meinen Betrieb bis zum Jahr 2018 planmäßig runterfahren und andererseits mir Zeiträume schaffen, um das ein oder andere Rennen zu organisieren.

Für Toni stand dann 2008 nach dem zweiten Titel von Marc seine wichtigste Entscheidung an: weiterhin in seinem Lehrbetrieb angestellt bleiben oder seinen nebenbei laufenden Modellbaushop ausbauen, aber dann halt hauptberuflich. Auch hier haben wir uns gemeinsam beraten lassen und letztendlich hat Toni die richtige Entscheidung getroffen, sich voll und ganz dem RC Modellsport zu widmen.


Weiter geht es im Teil 2

Weiter geht es im nächsten Teil mit einem Blick auf die drei europäischen Rennserien, welche mit der Euro Touring Series, kurz ETS genannt, im Jahr 2008 ihren Ursprung hatten. Heute sind diese Rennserien weltbekannt und ein fester Bestandteil im Rennkalender. Zuletzt gab es noch 2020 in Daun über 700 Nennungen für das ETS und EOS. Leider bremste die Corona-Pandenie die Saison aus, sodass auch beim ENS nach zwei Saisonrennen kein dritter Lauf stattfinden konnte.

Bisher habt ihr erfahren, wie Marc den Weg zum professionellen RC-Car Fahrer einschlug und Toni mit TONISPORT seinen Modellbaushop ins Leben rief. Beide sind heute untrennbar miteinander verbunden. Mit MR33 brachte Marc Rheinard seine eigene Marke mit innovativen Produkten auf den Markt, die von TONISPORT vertrieben wird. MR steht natürlich für Marc Rheinard und die 33 kommt von der WM 2008 in Bangkok. Das war seine Registrierungsnummer.


Marc Rheinard. Unterstützt seinen Bruder Toni und entwickelt neue Teile für seinen Marke MR33
Toni (Links) und Marc

Bleibt dran. Im nächsten Teil geht es um die EuroRCSeries und einen Ausblick auf 2021.

 

Wer die Seite der EuroRCSeries noch nicht kennt, der sollte darauf einen Blick werfen. Dort findet ihr zahlreiche Informationen zu den drei Rennserien, dem ETS, EOS und ENS.

Homepage: EuroRCSeries