Uwe Rheinard – Die Euro Touring Series wurde geboren

Man schrieb das Jahr 2008. In Kastellaun / Deutschland startete das erste Rennen der heute weltbekannten Euro Touring Series. Wie es dazu kam und was sich noch entwickelte, könnt ihr nun im zweiten Teil des Interviews mit Uwe Rheinard lesen. Es war ein holpriger Start gewesen.


2020 traf ich Uwe bei TONISPORT

Mikanews: Im Jahr 2008 begann der Start einer der aus heutigen Sicht, erfolgreichsten Rennserie in Europa, welche sich weltweit im Lauf der Zeit einen Namen gemacht hat. Ins Leben gerufen wurde die Euro Touring Series, kurz ETS genannt, von Scotty Ernst und Dir. Gestartet mit Modified und Pro Stock hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wie kam es dazu, eine europäische Rennserie ins Leben zu rufen? Habt ihr mit dem Erfolg gerechnet? Wie siehst Du die Entwicklung bis heute?


Uwe: Ich traf Scotty das erste Mal 2004 zur WM in Florida, wo er gleichzeitig Zeitnehmer, Moderator und Streckenwart spielte. Ich sagte meiner Frau nur: schau mal, der da oben ist noch verrückter als ich, den muß ich kennenlernen. Dann haben wir uns in Dänemark zum DHI Cup getroffen, welchen er moderierte. Freitagabends um 23:00 Uhr nach dem letzten Trainingslauf kam er sofort zu mir mit dem Vorschlag, in Europa eine Rennserie ins Leben zu rufen. Und zwar mit dem Vorsatz, abends nicht bis in die Nacht zu racen, sondern rechtzeitig von der Strecke ins abendliche gemütliche Beisammensein  zu wechseln. Dies ist uns leider auch nur 2-3 Jahre gelungen. Natürlich haben wir nicht damit gerechnet, daß es mal solche Ausmaße annimmt. Wir wollten einfach tolle Rennen anbieten, die den Teilnehmern ebenso viel Spaß bereiten wie uns selbst als Organisatoren. Bis heute können wir gemeinsam mit unserer Rennfamilie das Niveau halten. Hoffen wir mal, dass es nach Corona so weiter geht.


Scotty (links) und Uwe, ohne die es das ETS nicht gegeben hätte. Vielen Dank an Christian Sandner von rc-cars-pics.de für die Bilder

Mikanews: Über 10 Jahre sind nun seit dem ersten ETS Rennen vergangen. Da gab es bestimmt auch Pleiten, Pech und Pannen. Gab es ein oder mehr Rennen, die nicht nach Plan liefen?


Uwe: Naja, wie üblich war der Start unserer Serie nicht einfach. 2008 in Vejle Dänemark hatten wir gerade mal 40 Nennungen und keinerlei Sponsoren. Scotty und  ich wollten das Rennen absagen, aber RedRC hat uns davon abgehalten, wofür wir den beiden auf ewig dankbar sind. Sie haben uns versprochen, bei der Darstellung nach aussen darauf zu achten, dass niemand erkennt, wie wenig Teilnehmer wir haben. Das ist ihnen gelungen, aber uns hat dieses Event einige Tausender gekostet. Weiter ging es dann beim nächsten Rennen im April 2008 in Heemstede. Da 2007 der April ein ungewöhnlich heißer Monat in Holland war, legten wir unser holländisches Rennen in den April. Eiskalt war es und dementsprechend kamen wieder nur etwa 60 Racer und die nächsten Tausender wurden verbraten. Aber als erfahrener Unternehmer weiß man halt, dass es nicht immer nur positiv läuft. Also kämpften wir weiter.  Generell muß ich sagen, daß wir in all den Jahren nur ein einziges Rennen hatten, welches nicht ganz nach Plan lief. Aber wie gesagt, es läuft halt nicht immer so, wie man es gerne hätte. Unsere Quote ist aber klar überdurchschnittlich, was aber nur mit ausgezeichneten Ausrichtern funktioniert, bei welchen wir uns hiermit aufs Äußerste bedanken wollen.


Mikanews: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Welches Rennen war für Dich, dass Event, an das Du Dich am Liebsten zurückerinnerst.


Uwe: Ich habe lange nachgedacht, ob es für mich wirklich DAS eine Rennen gibt. Aber ich muß sagen, es gibt dieses eine Rennen nicht. Für mich waren und sind alle Rennen ein Genuß und jedes hat seinen Reiz. Woran ich mich sehr gerne zurückerinnere sind die Rennen auf Gran Canaria. Diese eine Woche Urlaub kombiniert mit einem ETS Rennen auf der Sonneninsel bei Freunden war jedesmal ein Erlebnis für alle Teilnehmer. Hoffentlich können wir dies in meinem Leben nochmal wiederholen. Ich bin sicher :  alle, die jemals dabei waren und heute noch fahren, säßen wieder im Flieger, keine Frage.


Mikanews: Die EuroRCSeries mit den drei Rennserien ist eine große RC-Car Familie geworden. Die Fahrerinnen und Fahrer verbindet unser schöner Sport. Beschreibe auf deiner Sicht, für was die EuroRCSeries steht und was den Reiz daran ausmacht?


Uwe: Tja, als Scotty und ich anläßlich eines DHI-Cup´s 2007 in Dänemark unser Baby ins Leben riefen, wussten wir nicht, wie es mal ausarten wird. Die ersten 2 Jahre waren echt hart, aber uns war klar, dass Aufgeben für uns keine Alternative war.  Frei nach dem Motto : no risk, no fun. Was uns beiden schon damals extrem wichtig war, ist die Freude, Freunde zu treffen. Dies hat sich bis heute nie geändert und bereitet uns beiden bei jedem Rennen sehr viel Freude. Ich denke, dass es den meisten Racern unserer Serien ebenso geht. Es ist einfach der Spirit, der unsere Familie dazu treibt, sich mehrmals im Jahr zu sehen. Wichtig sind uns aber auch die Familienmitglieder, die auch nur das eine Rennen vor der Haustüre, also in ihrem Land, fahren können. Denn man darf nicht vergessen, dass die Teilnahme an einem internationalen Rennen wie unseren mit hohen Gesamtkosten verbunden sind. Dessen sind wir uns sehr bewusst und es macht Scotty und mich immer wieder stolz, unsere Familie auf unseren Rennen zusammen zu führen. Aber um den eigentlichen Reiz dieser Events heraus zu bekommen, solltest du mal lieber unsere Familienmitglieder befragen. Grins


Uwe Rheinard am Micro. Vielen Dank an Christian Sandner von rc-cars-pics.de für die Bilder

Mikanews: Um die Events der EuroRCSeries durchzuführen, braucht ein starkes Team. Wer gehört dazu? Mit Harmut hast du zum Beispiel einen erfahrenen Zeitnehmer.


Uwe: Also wie oben beschrieben, wurde das Ganze von Scotty und mir ins Leben gerufen. Von Beginn an waren unsere wichtigsten Partner die Jungs von RedRC.  Sie waren sofort seit unserem ersten Rennen dabei und nicht wegzudenken. Leider sind uns vor 2 Jahren viele Sponsoren weggebrochen aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung waren wir gezwungen, Kosten zu reduzieren. Uns hat wirklich das Herz geblutet, aber wir mussten leider die Zusammenarbeit mit den beiden beenden. Es war und ist auch weiterhin eine tolle Freundschaft zwischen uns vieren, aber es gab leider keine andere Möglichkeit. Eoghain und Oisin hatten Verständnis für die Entscheidung, was unsere Freundschaft aber in keinster Weise beeinflußt hat. Nach ein paar Jahren mit Rob Nelson und seinem BBK-System als Zeitnehmer, suchten wir nach jemandem vom „Festland“. Ich erinnerte mich natürlich an die guten alten Tamiya-Zeiten und so war schnell klar: frag doch mal den Hartmut Wenzel. Gesagt, getan, gebont. Hartmut ist bei unseren Rennen nicht mehr wegzudenken.  Das Schicksal eines sehr guten Zeitnehmers ist halt, daß man völlig unauffällig bleibt, wenn man alles im Griff hat. Und Hartmut hat halt meist alles im Griff!  Ebenso wichtig sind natürlich auch unsere bezaubernden Mädels, Marlo Prümper und Jutta Treder. Sie nehmen besonders mir sehr viel Arbeit ab, indem sie sich unter anderem kümmern um Motoren, Reifen, Regler, Geldeintreibung. Zeitgleich verwöhnen sie unsere Familie auch mit Haribo, Toasties, Kaffee, Ouzo und einem freundlichen Lächeln. Dann haben wir noch Frans Heinsbroek als Schiedsrichter im Boot, was letztendlich die undankbarste Aufgabe immer bei einem Rennen ist. Seit letztem Jahr haben wir eine neue Presseabteilung am Start mit Jungs wie Hanno van Boogaard, Patrick Beck, Christian Sandner, Oli Meggitt und das Team Tonisport. Wir sind uns bewußt, daß es nicht einfach ist, RedRC zu ersetzen, aber die Jungs sind motiviert und arbeiten stets hart daran, unsere Präsenz zu verbessern.

Hinter den Kulissen nimmt mir seit 2 Jahren das Team von TONISPORT sehr viel Arbeit ab, denn ich werde auch nicht jünger. Ohne deren Hilfe ist inzwischen alles um die Serien herum undenkbar.

Last but not least brauchst du in erster Linie aber gute, motivierte und gleichverrückte Ausrichter für unsere Events. Und da muß ich sagen, haben wir in all den Jahren viel Glück gehabt bei der Auswahl.

Auch hier sind für uns als Orga-Team tolle Freundschaften entstanden, was uns besonders stolz macht. So, jetzt hoffe ich nur, daß ich niemanden vergessen habe.


Mikanews: Ab und zu greifst du noch selbst zum Sender und fährst RC-Car? Vermisst du das Fahren?


Uwe: Die letzten Jahre hatte ich oft den Wunsch, selbst wieder bei einem ETS den Sender in die Hand zu nehmen, aber irgendwie kam immer wieder etwas dazwischen. Mittlerweile komme ich wirklich kaum dazu, obwohl mich unsere tolle Arena 33 hier zuhause extrem reizt.  Mal sehen, ob ich dieses Jahr mir mal bei Tonisport ein Auto ausleihe und ein paar Runden drehe.


Mikanews: Stillstand, dass gibt es nicht. Mit dem EOS und ENS kamen zwei weitere Rennserie in den letzten Jahren hinzu. Nachdem Erfolg des ETS ein fast unvermeidlicher Schritt. Kamen dafür die Firmen / Fahrer auf Dich zu, nicht auch in ihren Klassen eine europäische Rennserie auszutragen? Für Dich bedeutete dies noch mehr Zeit zum Organisieren der Events und mehr Wochenenden, die Du vor Ort sein musstest. Was hat sich dadurch geändert? Wie hast du es geschafft, dass alles auf die Reihe zu bekommen, zumal du beruflich noch eingespannt warst.


Uwe: Aufgrund der stetig steigenden Starterzahlen in den ersten Jahren war es naheliegend, dass wir auf internationaler Ebene hier in Europa helfen müssen, unser tolles Hobby zu pushen. Das EOS war nur eine Frage der Zeit, denn auch hier hab ich persönlich gesehen, daß auch hier die Kosten aufgrund  der freien Räderwahl immer mehr stiegen und der ein oder andere den Spaß verlor oder halt finanziell das Hobby nicht mehr ausüben konnte. Deshalb war für uns klar, daß ein EOS ausschließlich mit Einheitsrädern gestartet wird oder gar nicht.

Im Bereich ENS kam die Industrie auf mich zu, mit der Bitte, solch eine Rennserie für Europa ins Leben zu rufen. Die Starterzahlen waren rückläufig und ich habe nicht lange überlegt und für mich entschieden, hier den Versuch zu starten, die Teilnehmerzahlen europaweit nicht weiter fallen zu lassen. Hier war ich natürlich auf Infos von erfahrenen und ehrlichen Racern und Unternehmer angewiesen. Die Zusammenarbeit und Ausarbeitung der ENS kostete viel Zeit und Überzeugungskraft, daß ich auch hier nur aktiv werde mit einem Einheitsrad zwecks Kostenreduzierung.  Da hier entschieden geringere Unterstützung seitens der Industrie zu erwarten war, hob ich alleine das ENS aus der Taufe, also ohne Scotty. Scotty startete fast gleichzeitig seine Rennserie in Asien, womit unser beider Rennkalender sich auf ETS und EOS beschränkte. Spätestens jetzt wurde mir bewußt, daß ich mir hier einen Fulltime-Job geschaffen habe, was ich mir nie hätte träumen lassen.


Feiern mit der ETS Familie gehört dazu. Vielen Dank an Christian Sandner von rc-cars-pics.de für die Bilder

Mikanews: Nicht nur die Events wurden qualitativ besser, sondern es wurde neue technische Möglichkeiten genutzt. Mit REDRC wurden die ersten Rennen mit Text und Bildern begleitet, dann kamen Videos von Vor- und Finalläufen. Im letzten Jahr folgten Livestreams durch Hanno und Interviews bei den Events von Teilnehmern. Die Ergebnisse gibt es seit Jahren schon live über MYRCM zu sehen. Auch eine neue Webseite der Euro RC Series wurde ins Leben gerufen.

Wie sieht die Planung für das kommende Jahr aus?


Uwe: Tja, planen in Zeiten von Corona ist nicht einfach, aber wir gehen die Sache positiv an. Wir sind ja Kämpfer und arbeiten permanent an unserem Terminkalender, der aber wöchentlich aufgrund der Corona-Situation wieder verschoben werden muß. Neben den Terminen gehen aber jegliche Planungen und Ideen bezüglich aller 3 Rennserien weiter. Ich bin sehr froh, daß ich große Unterstützung meiner beiden Söhne habe und des gesamten Team Tonisport.  Wir sitzen einmal pro Woche zusammen, um die Marktlage und somit auch die Situation des Renngeschehens zu durchleuchten. Wir sind uns bewußt, daß unser Budget in Zukunft sicherlich schrumpfen wird aufgrund der wirtschaftlichen Lage. Gleichzeitig sind wir uns aber auch einig, daß die Qualität unserer Events nicht darunter leiden darf. Dementsprechend laufen unsere Planungen auf Hochtouren und immer mit dem Vorsatz, unserer Familie weiterhin den Spaß auf unsere Rennen zu gewährleisten.


Mikanews: Im Moment ruht die Saison im ETS und EOS. Daun fällt nach dem Teilnehmerrekord von Anfang diesen Jahres mit über 700 Nennungen aus. Wie sieht die Planung der weiteren Saison dieser Rennserien aus? Im ENS geht es bei „Null“ wieder los. Wird sich am Reglement beim ENS etwas ändern? Gibt es Überlegungen in die Richtung „Elektro“ zu gehen? Xray, Serpent, ARC und einige andere Firmen bieten schon ihre „Nitros“ als Elo-Variante an?


Uwe: Fürs ENS haben wir ja bereits die Termine für unsere 4 Events veröffentlicht. Am Reglement wird sich kaum etwas ändern. In Sachen Elektro 1:8 hatten wir ja schon 2 Jahre den Versuch gestartet, aber leider vergebens. Ich denke, dass die aktuellen NItro-Racer solange Nitro fahren, solange es noch Sprit gibt. Dementsprechend kann ich selbst nicht genau definieren, wer die Zielgruppe für 1:8 Elektro Onroad sein sollte. Da hat es 1:8 Offroad meines Erachtens leichter.


Mikanews: Eine letzte Frage? Gibt es Überlegungen noch andere Serien mit anderen Klassen anzubieten?


Uwe: Ideen hätte ich ja noch genug, aber wie üblich fehlt es an der Zeit. Aber auf meiner internen Festplatte sind ein paar Serien abgelegt, vielleicht kommen wir hier gemeinsam mit dem Team Tonisport dazu, in den nächsten Jahren unserem Hobby und Sport  weitere Plattformen anzubieten.


Mikanews: Vielen Dank und alles Gute für die Zukunft.


Uwe: Ich danke dir nicht nur für diese Interview, sondern für all deinen Einsatz den du bringst, um unser Hobby der Öffentlichkeit nahe zu bringen. Wir kennen uns nun auch schon Jahrzehnte und darum möchte ich dir auch mal ein Dankeschön zukommen lassen für deinen unermüdlichen Einsatz. Nur gemeinsam kann man unser Hobby weiterhin begleiten und pushen. Ich wünsche auch dir und allen Menschen auf der Welt, dass wir gesund bleiben und hoffentlich uns bald auf irgendeiner  Rennstrecken wiedersehen.


Mikanews: Dafür bedanke ich mich. Wer Uwe kennt, der weiß, mit wieviel Herzblut er das Hobby betreibt und den Fahrern /-innen etwas tolles bieten möchte. Neben diesen Rennserien ist das vom ihm initiierte 24 Stunden Rennen jedes Jahr ein Mega-Event, was auch im letzten Jahr voll ausgebucht war.

An dieser Stelle sollten wir noch die vielen Vereine und unermütlichen Helfer, ehrenamtlichen Mitglieder, RC-Car Fahrer und -innen danken, die unser Hobby unterstützen. Ohne die Vereinsarbeit gäbe es keine Rennstrecken, die wichtig sind, um überhaupt Rennen auszutragen. Jeder sollte sich überlegen, ob er nicht einem Verein beitritt und diesen unterstützt oder wie es andere schaffen, einen eigenen Verein mit einer Strecke auf die Beine zu stellen.

Wir sehen uns bestimmt. Viel Spaß allen am RC-Car Sport und Moodellsport allgemein.

 

Wer die Seite der EuroRCSeries noch nicht kennt, der sollte darauf einen Blick werfen. Dort findet ihr zahlreiche Informationen zu den drei Rennserien, dem ETS, EOS und ENS.

Homepage: EuroRCSeries