In Zagreb / Kroation fand nach der deutschen Meisterschaft 2016 die Europameisterschaft OR8 40+ statt. Unter den Teilnehmern war Michael Wächter aus Zorneding bei München. Michael ist 45 Jahre jung, selbstständig, beim LA-Speedway e.V. im Verein und ist kein Unbekannter in der RC-Car-Szene. Einige von euch werden ihn von den Rennen kennen, an denen er am Start war. Bei der Deutschen Meisterschaft OR8 2010 in Osterhofen schaffte er den Sprung auf Platz 10 und siegte im selben Jahr auf der Europameisterschaft 40+ B. Erfolgreich war Michael auch auf nationalen Rennen, wie bei dem Bayerncup, Ostbayerncup usw., bei denen er einige Rennsiege feiern konnte. In diesem Jahr schaffte er wieder den Sprung ganz nach oben auf das Siegertreppchen bei einer Euro. In Kroatien gewann er in einem packenden Rennen von Startplatz 13 den Europameistertitel OR8 40+. Ein toller Erfolg für ihn und die ihn dabei unterstützten.
Aus deutscher Sicht war es ein sehr erfolgreiches RC-Car Jahr. Ronald Völker und Dominic Greiner wurden Weltmeister und mit Sven Rodewald, Jan Ratheisky, Sven Müller, Jörn Neumann haben wir ein paar frischgebackene Europameister 2016 in unseren Reihen.
Doch nun mehr über Michael Wächter, der uns für ein Interview nach seinem Gewinn bei der Europameisterschaft bereitstand und in diesem auch seine Eindrücke vom Finallauf schildert.
Mikanews: Zuerst herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn bei der Europameisterschaft OR8 40+. Wie fühlte sich der Sieg an? Hast Du noch feiern können nach der Siegerehrung?
Michael: Danke, der Sieg bei der Europameisterschaft +40 in Zagreb fühlt sich super an. Ich bin total glücklich darüber, dass es nach einigen Halbfinalen zuvor nun endlich mit dem Finale geklappt hatte. Das ich dann auch noch den Titel gewinnen konnte, einfach genial! Die Feier vor Ort mit meinen österreichischen Freunden war leider etwas kurz, da ich noch gut 600 Kilometer Heimweg hatte und am Montag wieder arbeiten musste.
Mikanews: Mit welchen Erwartungen bist du zur EM gefahren? Warst Du überrascht, dass Du mit deinem HB D815 in den Vorläufen mit schnellen Rundenzeiten ganz vorne um die Bestzeit mitfahren konntest? Unglaublich, du warst nach den Vorläufen sogar TQ?
Michael: Natürlich macht man sich im Vorfeld Gedanken über ein evtl. Abschneiden auf der Euro, aber letztendlich weiß man erst vor Ort wie die Lage ist.
Ja, mein HB D815 V2 lief überraschend sehr gut, trotz extrem schwieriger Streckenverhältnisse (kein Griff und somit sehr rutschig).
Stimmt, bis auf den 1. Vorlauf, bei dem ich mit 1,5 Sekunden Abstand nur 2. wurde, konnte ich die restlichen 3 Vorläufe für mich entscheiden und somit den TQ holen!
Mikanews: Kannst Du uns sagen, wie Du selbst den Finallauf erlebt hast? Hattest Du Dir mit deiner Boxencrew eine Strategie für das Finale überlegt? Deine beiden Hauptkonkurrenten Francois Nironi (FRA) und Carlos Cardaso (PORT) waren Dir dicht auf den Fersen gewesen. Gab es einen Moment während des 45 minütigen Finals, wo Du dachtest, ich hole den Titel?
Michael: Nun ja, im Finale startete ich von Platz 13 aus ins Rennen und musste mich erst durch das Fahrerfeld kämpfen, was mich einige Zeit kostete. Ich verlor den Anschluss an die Spitze, aber durch meine riskante Reifenwahl (AKA Gridiron Supersoft) konnte ich die verlorene Zeit wieder aufholen und ab ca. 20 Minuten des Finales die Spitze erkämpfen.
Meine Strategie war alle 7,5 Minuten an die Box zum Tanken zu kommen, um sicher zu stellen keinen „Flameout“ zu haben. Meine Boxencrew arbeitete sehr schnell und gewissenhaft, sodass es hier keine Probleme gab.
Nach etwa 16 Minuten bemerkte ich, dass der bis zu diesem Zeitpunkt führende Carlos Cardoso einen „Flameout“ hatte und eine Runde verlor. Durch schnelle Rundenzeiten konnte ich auf den Franzosen Francois Nironi aufschließen und schließlich vorbei gehen. Cardoso war nun aus dem Titelkampf ausgeschieden und nur noch Nironi war der direkte Konkurrent. Nironi hatte aber eine Boxenstoppstrategie von 9 Min und musste 1 Mal weniger Tanken als ich. Das machte sich am Ende nochmal bemerkbar, indem er die letzte 5 Minuten nochmal bedrohlich näher kam. Meine Reifen waren da extrem abgefahren und ich die schnellen Runden aus der Anfangszeit nicht mehr fahren konnte. Schließlich machte Nironi in den letzten 3 Runden mehrere Fehler und ab diesem Zeitpunkt rechnete ich mit dem Sieg, da ich nur noch sauber zu Ende fahren musste.
Mikanews: Wir gehen nun ein paar Jahre zurück. Wie hast Du den Weg zu dem Hobby gefunden?
Michael: Ich mache dieses Hobby schon seit über 30 Jahren und habe früher mit einem von meinen Eltern geschenkten 1:10 Elektro Flachbahner angefangen. Mit diesem bin ich auf der Gehweg/Straße gefahren.
Mikanews: Was war dein erstes Fahrzeug? Weißt du welche Fahrzeuge Du bisher alle gefahren bist?
Michael: Das erste Fahrzeug war ein Dickie Porsche 1:10 Elektro Flachbahner. Danach bin ich relativ schnell auf Buggyfahrzeuge von Tamiya umgestiege,n wie den Grashopper, den Frog, Blackfoot etc. und als dann die ersten US-Buggy bei uns auf den Markt kamen kaufte ich mit natürlich auch einen Asso RC10. Es folgten zwischenzeitlich auch Team Losi XX und Losi XX4. Seit dem Jahr 2000 bin ich mit 1:8 Verbrenner-Modellen unterwegs, wie den Thundertiger EVB4 S2, dann den EB4 S3 und es folgten der Asso RC8, Xray XB8, Kyosho TKi WC, Kyosho TKI 3 und seit 2 Jahren den HB D815.
Mikanews: Du hast mit dem HB D815 den Titel geholt? Musstest Du viel zum normalen Setup (Baukasten) ändern? Welches Tuning hast Du im HB verwendet?
Michael: Ich bin den HB D815 V2 fast Original gefahren und habe nur an der Federwegsbegrenzung der Hinterachse geschraubt, um mehr Griff auf die Vorderachse zu bekommen, Diff´s und Dämpfer sind Standardsetup!
Mikanews: In der Klasse ORE8 bist Du auch mit einem HB im Laufe der Saison gefahren. Wie unterscheiden sich die beiden Fahrzeuge im Fahrverhalten und der Abstimmung?
Michael: Der neue HB 815 V2 ist noch einfacher zu fahren, da er ein etwas längeres Chassis hat und durch die leicht veränderten Ackermannplatte an der Vorderachse trotzdem den Griff erzeugt, der Ihn schnell um die Kurven fahren lässt ohne die Hinterachse zu überfahren (übersteuern).
Mikanews: Du bist schon viele Jahre im RC-Car Bereich unterwegs. Was ist für Dich das Reizvollste an der Klasse OR8? Bist Du auch in anderen Klassen, außer ORE8 schon gefahren?
Michael: Der Reiz am OR8 ist ganz klar der Nitromotor der diese Klasse so spannend macht. Der Motor ist das wichtigste Bestandteil des Offroaders, denn wenn dieser nicht optimal eingestellt ist hilft dir auch kein noch so gutes Setup um vorne mitzufahren!!!
Mikanews: Bekommt dein Fahrzeug in der Vitrine einen Ehrenplatz?
Michael: Nach dieser tollen Performance muss er noch 2 Rennen in diesem Jahr aushalten und darf danach seinen verdienten Ruhestand in der Vitrine haben.
Mikanews: Welchen Tipp würdest Du einem Neueinsteiger in die Klasse OR8?
Michael: Kauft euch gescheites Material von einem namhaften Hersteller, am besten bei einem Fachhändler, der euch dann noch die nötigen Tipps wie z.B für das richtige Motor einstellen gibt!
Mikanews: Welche Schlagzeile würdest du dieses Jahr am liebsten über dich lesen?
Michael: Diese Schlagzeile habe ich mir gerade selber geschrieben: Michael Wächter ist +40 Europameister OR8 2016
Mikanews: Welches RC-Car würdest du gerne mal fahren?
Michael: Momentan würde ich nichts verändern, da ich sehr froh bin wie mein HB 815 V2 geht.
Mikanews: Du hast einen Wunsch frei – was wünschst du dir am meisten?
Michael: Das wir mehr Nachwuchsfahrer bekommen, damit auch in Zukunft tolle und spannende Rennen stattfinden können!
Mikanews: Welcher Erfolg war für Dich besonders wichtig?
Michael: Ein sehr prägendes Jahr war 2012, indem ich den Europameister B +40 Titel holen konnte und dann auch in das DM Finale fuhr und auf Platz 10 endete.
Mikanews: Was sind deine nächsten Ziele in den nächsten Jahren? Die Titelverteidigung ist Pflicht!
Michael: Natürlich würde ich gern 2017 den Titel in Italien verteidigen, aber auch bei uns in Deutschland bei der DM 2017 eine gutes Ergebnis erzielen.
Mikanews: An welches Rennen erinnerst du dich gerne zurück?
Michael: Die Europameisterschaft B 2012, das war ein sehr schwieriges (nasses) Rennen, aber trotzdem Super.
Mikanews: Wie wichtig ist dir ein Sieg bei einem Rennen?
Michael: Von einem Sieg träumt jeder und wenn es dann wirklich passiert, ist man natürlich sehr stolz auf seine Leistung.
Mikanews: Was war Dein bitterster Moment, den Du im Sport erlebt hast?
Michael: Gute Freunde kommen, gute Freunde gehen, aber wenn Sie für immer gehen schmerzt das am Meisten!
Mikanews: In der Welt des Sports erlebt man ja viele Höhen und Tiefen. Was war für Dich Dein sportliches Highlight, das Du erleben durftest?
Michael: Mein Highlight war ganz klar mein erster Sponsor-Vertrag, den ich durch meine Leistungen im RC-Sport bekommen habe!
Mikanews: Gibt es für Dich einen Spruch, der für Dein Lebensmotto steht und den Du gerne als Vorbildfunktion anderen Fahrern mitgeben möchtest?
Michael: Niemals aufgeben und bis zum Ende fahren!
Mikanews: Welchen Rat kannst du einem Neuling geben, damit er nicht gleich „den Kopf in den Sand steckt“, wenn die ersten Erfolge ausbleiben?
Michael: Für gute Ergebnisse muss auch hart gearbeitet werden, d.h. soviel trainieren wie es möglich ist um immer schneller zu werden, dann kommt der Erfolg von alleine!
Mikanews: Lieblingsessen?
Michael: Bayrischer Schweinebraten
Mikanews: Lieblingsstadt?
Michael: München
Mikanews: Welche Rennstrecke findest du am Schönsten und warum?
Michael: Unsere eigene Strecke in Landshut. Diese ist anspruchsvoll, aber trotzdem sehr schön zu fahren.
Mikanews: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft.
Michael: Danke.
Seine Sponsoren: HB-Racing, LRP, AKA, Sanwa
Weitere interessante Links dazu
Interview mit Sven Rodewald – Neuer Europameister OR6 Short Course