Der neue Xray X1’2017 ist diese Woche mit einigen sehr interessanten Updates von Team Xray präsentiert wurden. In dem Fahrzeug wurden neue Ideen umgesetzt, die sich im Laufe der Saison bei den Rennen ergaben. Eins wird bei dem neuen Formel deutlich, dass Teamarbeit sehr wichtig ist. Probleme wurden gemeinsam analysierst, diskutiert, getestet und bei der Entwicklung umgesetzt. Die neuen Updates sind für uns Grund, mehr über das neue Fahrzeug zu erfahren. Wir konnten dazu den Team Xray Formula Manager, mehrfachen ETS-Gewinner und EM-Gewinner 2016 Jan Ratheisky ein paar Antworten entlocken. Jan selbst ist derzeit in Tokio / Japan zum Rennen. Danke an dieser Stelle, dass er sich für uns Zeit genommen hat.
Mikanews: Hallo Jan, du warst schon letztes Jahr am X1’16 bei der Entwicklung mit dabei. In diesem Jahr hast Du noch die Aufgabe des Teammanagers bei Xray übernommen und bekommst viel Feedback von den Fahrern. Genauso unterstützt du die Piloten mit deiner Erfahrung und hilfst bei Problemen. Da kennst Du den Xray X1 wie deine Westentasche, wie man so schön sagt. Eins ist klar, es wird im Laufe der Saison stetig entwickelt und getestet. Du warst mit dem X1`2016 sehr erfolgreich unterwegs und konntest neben dem ETS auch die EM in diesem Jahr gewinnen. Schade, dass Du nicht auf der DM warst. Gab es überhaupt Schwachpunkte (am Fahrzeug 🙂 ), wenn wir die Erfolge sehen? Ab wann habt ihr mit der Entwicklung des neuen X1`2017 begonnen? Habt ihr euch auf bestimmte Punkte konzentriert, die verbessert werden sollten?
Jan: Moin moin.
Also zunächst mal, die DM war mir zu weit weg und ich bin nicht gestartet. Davon abgesehen lief es aber wirklich sehr gut dieses Jahr, Danke 🙂 Schwachpunkte… nun das ist eine gute Frage, ich würde jetzt am liebsten alles auf die Reifen schieben… aber es ist ja das gleiche Problem für alle 🙂 . Das Problem war dieses Jahr richtig auf die Reifen zu reagieren. Das ging von… viel Flex und Lenkung über Versteifungen gegen das Kippen bis hin zu Ideen die den Hinterreifen länger leben lassen (Outdoor). Das hat es wirklich sehr schwer gemacht zu sagen in welche Richtung es geht. Wir haben eine Art Sammlung von Ideen, welche wir im Team ansprechen. Dann bekommen wir diese Stück für Stück zum Testen. Das funktioniert bei uns sehr gut und es macht sehr viel Spaß den X1 stetig zu entwickeln.
Mikanews: Beginnen wir bei der Chassisplatte. Diese habt ihr kaum verändert, bis auf 2 zusätzliche Bohrungen für das Pod-Link. Wie macht sich zweite Position bemerkbar?
Jan: Also das ist so nicht richtig 🙂 .
Fangen wir mit der Frage zu den Link Bohrungen an. Das kann ich beim besten Willen nicht in der Theorie erklären. Ich kannte diese Option damals vom 1/12 fahren und wollte es mal testen. Dies hat sich im Test bewährt und ist beim 17er umgesetzt wurden, denn es ändert die Wirkungsweise vom Pod spürbar.
Wichtig wäre hier noch zu erwähnen, dass die Position für den Mitteldämpfer angepasst wurde, damit wir unsere TW Dämpfer fahren können, inklusive des PSS und aller Federn. Was aus Sicht der Fahrer natürlich große Vorteile bringt, sollte sie auch unseren T4 fahren.
Mikanews: Hat sich durch die Änderung an der Chassisplatte die Gewichtsverteilung verändert?
Jan: Nur minimal durch den anderen Dämpfer.
Mikanews: Akku quer oder längs auf der Chassisplatte! Kannst du uns einen Tipp geben, was dafür entscheidend ist?
Jan: Immer quer, abgesehen man fährt auf einer großen VG-Strecke auf der keine Bremse benötigt wird.
Mikanews: Die auffälligste Änderung wird an der Vorderachse deutlich. Dort habt ihr beim Xray X1`2017 einen kugelgelagerten Stabilisator verbaut, was in dieser Klasse bei den Fahrzeugen „einzigartig“ und völlig neu ist. Darfst du verraten, wer auf die Idee kam? Welche Vorteile bzw. Erfahrungen habt ihr damit gesammelt?
Jan: Ich würde jetzt nicht sagen X oder Y, sondern eher jemand hatte die Grundidee und wir versuchten es einfach mal mit vorhandenen Teilen. In dem Fall vom T4’15 umzusetzen, wie es sich verhält. Die ersten Erfahrungen sammelten wir bei einem Test in der Hudy Arena. Eingebaut und erst mal ein paar Banden geknutscht, da die Lenkung jetzt so verdammt viel direkter und stärker wurde. Dann ging es darum einen guten Mittelweg zu finden. Erwähnen möchte ich hier gerne, dass es eine große Hilfe ist, jetzt Scott mit im Boot zu haben. Unseren X1 Team Mechaniker. Er flippt innerlich immer aus, wenn ich einfach nur sage besser oder schlechter. Eine coole Sache, denn er versteht auch die Theorie 🙂 . Wenn darüber gefachsimpelt wird, ist für mich immer schön Kaffeezeit. hehehe. Aber so ergänzen wir uns halt im Team, Ideen, testen, Feedback, zeichnen, verbessern usw..
Mikanews: Kannst Du unseren Lesern erklären, wie sich ein weicherer zum härteren Stabi auf das Handling und Fahrverhalten beim neuen Formel X1 auswirkt?
Jan: Etwas entgegengesetzt zum TW. Ein härterer Stabi lässt die Lenkung sehr viel aggressiver und direkter einlenken. Das hat natürlich seine Grenzen 🙂 .
Mikanews: Durch den Stabi an der Vorderachse ist die Aufhängung (Querlenker) verändert worden. Sind nur neue Bohrungen für den Stabi hinzugekommen oder wurde gleichzeitig an der Fahrwerksgeometrie was verändert?
Jan: Die generelle Geometrie ist gleich, die Schwingen wurden leicht angepasst, um das Einstellen des Stabis von unten zu ermöglichen sowie die von der erwähnten extra Bohrungen.
Mikanews: Bei dem neuen Stabi möchten wir nachfragen, was die Änderung der Länge von dem Kugelkopf zur Kugelkopfpfanne bewirkt?
Jan: Nichts. Nur zum Einstellen 🙂 .
Mikanews: Für die Dämpfung verwendet ihr im X1`17 den kürzeren Stoßdämpfer vom T4. Was gab den Ausschlag für die Änderung? Kannst Du uns für Indoor- (ETS-Teppich) und Outdoor (Asphalt) eine Empfehlung für Öl, Lochplatten, Rebound und Federn geben, wie der Fahrer beginnen sollte?
Jan: Grundsätzlich erst mal die Idee möglichst alles gleich zu halten. Meine Empfehlung bisher:
Indoor: PSS, soft progressive Feder, 0 Rebound 450 Öl
Outdoor: 4 Loch 1.1, 2.5 Feder, 0 Rebound. 650 Öl
Mikanews: In dem Stoßdämpfer gibt es die Möglichkeit das Progressive Shock System (PSS) zu verwenden. Ein tolles Features wie wir finden. Wie sind deine Erfahrungen damit? Wo genau liegen die Vorteile und auf welchen Strecken spielt das PSS diese aus?
Jan: Nun ähnlich wie beim TW wird das möglichst lineare fahren unterbrochen. Bedeutet in der Praxis: Das Auto ist zunächst weich, gibt dadurch mehr „roll“, lenkt also zunächst hart ein, stabilisiert sich wieder durch das härter werden nach 1-2mm Federweg. Zur Schonung der Reifen empfehle ich es erst mal nur Indoor bis die Reifen angepasst werden.
Mikanews: Ein wichtiges Feature ist der Heckspoiler, der für den nötigen Abtrieb und somit Haftung auf die Hinterachse sorgt. Dafür wurde im X1‘2017 die Spoilerhalterung um weitere 4 Einstellmöglichkeiten der Höhe des Spoilers erweitert. Ihr macht sowas aus gutem Grund. Auf welchen Strecken ist es notwendig gewesen, den Spoiler ganz unten bzw. oben zu fahren? Sind die Unterschiede spürbar zu merken?
Jan:
Indoor: Lenkung nötig, Spoiler unten
Outdoor: ersten Akku fahren mit dem Spoiler unten, dann mehr und mehr höher bauen für mehr Abtrieb.
Mikanews: Du schreibst für Outdoor, den Heckspoiler unten fahren und dann höher gehen, um mehr Abtrieb (Downforce) zu bekommen. Inwiefern spielt die Stellung des Flügels eine Rolle? Tendenziell zuerst mit dem Heckspoiler noch oben gehen und erst zu Letzt den Flügel steiler stellen? Aus der großen Formel 1 haben wir gelernt, steiler Spoiler mehr Abtrieb, aber weniger Topspeed.
Jan: Richtig, aber aktuell sind die Heckreifen so schlecht, dass man zwingend mehr Abtrieb braucht, um nicht einfach nur „Donuts“ zu drehen. Daher zunächst tief und dann immer etwas höher gehen, bis ihr zufrieden seid. Zumindest wäre es sinnvoll so vorzugehen.
Mikanews: Für die Umsteiger vom X1`16 auf den X1`17 wäre interessant, ob die Tuningteile weiterhin passen, wie zum Beispiel die einstellbare Lenkung, die Versteifungsplatte, das ETS legale Flügelset?
Jan: Passt alles zu 100%, natürlich abgesehen von der Chassisplatte.
Mikanews: Vielen Dank für die Infos zum neuen Xray X1‘2017 und viel Erfolg bei den kommenden Rennen und Herausforderungen.
Jan: Gerne doch, habe nebenbei gefrühstückt. Grüße aus Tokio an dieser Stelle.
Weitere Links
Interview mit dem amtierenden IFMAR 1/10 TW Weltmeister Ronald Völker
Interview mit dem Europameister 2016 OR8 40+ – Michael Wächter