Simon Lauter ist Weltmeister – Das exclusive Interview

Deutschland ist Weltmeister, so lautete die offizielle Presseerklärung von Tamiya in Deutschland. Mit Simon Lauter aus Mering konnte sich ein weiterer deutscher Fahrer in die Siegerliste einer Weltmeisterschaft bei Tamiya eintragen. Wir bekamen die Möglichkeit mit ihm ein Interview nach seinem Triumph zu führen. Danke an dieser Stelle.

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Unser Titelbild.

Mikanews: Hallo Simon, bitte stelle Dich kurz vor?


Simon: Hi! Mein Name ist Simon Lauter, ich bin 21 Jahre alt und komme aus Mering. Das liegt im Umkreis von Augsburg. Ich arbeite seit Oktober als Konstrukteur und habe zuvor Maschinenbau studiert. Seit ich 5 Jahre alt bin fahre ich Modellautos und bin mittlerweile im Verein des MCC Merching aktiv.


Mikanews: Im August 2016 hast du bei dem Tamiya-Deutschlandfinale in Sonneberg die Klasse Euro-TW gewonnen und den 2.Platz in Euro-GT erreicht. Wie hast du das Rennen erlebt? Waren es deine ersten großen Erfolge gewesen?


Simon: Mit TW war ich selbstverständlich super zufrieden. Die Konkurrenz war wirklich sehr stark und vor allem Roland (Wagenpfeil) hat mich in TW stark ins Schwitzen gebracht. In GT konnte ich leider meine Pole nicht zu einem Sieg umsetzen. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass Thomas (Pannwitz) diesen wirklich verdient hatte. Er war in den Finals einfach noch einen Tick besser. Dennoch bin ich mit meinem zweiten Platz natürlich sehr zufrieden, da auch in GT die Konkurrenz sehr stark ist.


Mikanews: Hattest Du Dir beim Deutschlandfinale bei einem Rundgang die Firma Tamiya angesehen? Was hat Dich beeindruckt? Wie findest du die Rennstrecke?


Simon: Um ehrlich zu sein: Ich habe die letzten Jahre nicht mehr an den Rundgängen teilgenommen. Ich war dieses Jahr zum 15. Mal bei einem Deutschlandfinale in Sonneberg; irgendwann hat man dann eben doch alles einmal gesehen. Am Meisten beeindruckt an den Rundgängen hat mich immer die wahnsinnige logistische Leistung, welche Tamiya in Sonneberg stemmt.

Die Strecke in Sonneberg finde ich wahnsinnig interessant und anspruchsvoll. Auf den ersten Eindruck wirkt sie zwar wie eine reine „Vollgasstrecke“, allerdings kann man dennoch viel Zeit in den technisch anspruchsvollen „S“-es liegenlassen. Diese Mischung macht in meinen Augen einen besonderen Reiz aus.


Mikanews: Wie kam es dazu, dass Du zur Tamiya TAMIYA WORLD CHAMPIONSHIPS 2016 JAPAN/SHIZUOKA fahren konntest? Du warst noch mit Christian Donath und Michael Stiegler nach Japan gereist? Wurdet ihr eingeladen?


Simon: Christian, Michael und ich wurden von Tamiya eingeladen. Wir haben uns wahnsinnig über diese Chance gefreut.


Mikanews: Kannst Du uns ein paar Eindrücke von der Reise nach Japan geben? Blieb genug Zeit für einen Rundgang auf der Tamiya Messe und einen Blick in den Hauptsitz der Firma Tamiya zu werfen?


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Die WM-Karosserie von Simon im Original

Simon: Wir sind gemeinsam am Dienstagvormittag gestartet und mit Zeitverschiebung Mittwochnachmittag im Hotel angekommen. Anschließend haben wir uns etwas Zeit genommen und eine kleine Modellbauaustellung in Shizuoka besucht. Highlight dabei waren zwei Plakate vom Fighter-Cup-Finale 2012 in Sonneberg, auf denen u. a. Christian und ich zu sehen waren. Danach mussten wir erstmal etwas Schlaf nachholen. Donnerstagvormittag startete die Tour zum Hauptsitz von Tamiya. Hierzu waren alle nicht-japanischen WM-Teilnehmer eingeladen. Nach einer kurzen Eröffnungs- und Vorstellungsrunde bekamen wir eine Führung durch alle wichtigen Bereiche des Hauptsitzes. Nach dieser Führung hatten wir noch Zeit für eine kurze Besichtigung der hauseigenen Rennstrecke in Shizuoka. Donnerstagnachmittag hatten wir frei und schauten uns selbstständig Shizuoka etwas genauer an. Am Freitag startete das Event mit den Trainingsläufen. Die Messe wurde allerdings erst samstags eröffnet, deshalb mussten wir uns zwischen den Vorläufen die Zeit nehmen, um die Messe zu erkunden. Da Chris und ich im Zeitplan relativ nah aneinander unsere Läufe hatten, haben wir zwischendrin gemeinsam die Messe besucht. Es ist wirklich unglaublich, wie groß Tamiya doch eigentlich ist. In Deutschland ist Tamiya hauptsächlich für die RC-Cars bekannt, in Japan ist Tamiya fast schon eine Religion 🙂. Ganze Familien saßen stundenlang auf einem kleinen Fleck Boden, um an der Mini-4WD-Meisterschaft teilzunehmen. Es gab Panzerwettkämpfe, wo die Modellpiloten in kompletter Militärmontur gegeneinander antraten. Das alles zu sehen war wirklich unglaublich und ist schwer zu beschreiben.

Der Montag war unser Letzter richtiger Tag in Japan. Hier wurde den ausländischen Teilnehmern eine Sightseeing Tour durch Tokio organisiert und auch hier konnte man deutlich spüren, dass in Japan alles etwas anders abläuft als bei uns.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass wir sehr freundlich und warmherzig empfangen wurden und uns, ich spreche hier mal für das gesamte deutsche Team, wirklich rundum sehr wohl gefühlt haben. Wir konnten auch viele neue Freundschaften knüpfen. Gleichzeitig war es uns natürlich auch wichtig einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wenn man sich ansieht, wie herzlich wir z.B. bei der Siegerehrung beglückwünscht wurden, haben wir dieses Ziel auf jeden Fall erreicht.


Mikanews: Zur TAMIYA WORLD CHAMPIONSHIPS 2016 bis du in der Klasse „GT5 Championship“ am Start gewesen. War der Unterschied groß zu dem deutschen Reglement? Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmern und dem Veranstalter? Habt ihr euch unterstützt?


Simon: Prinzipiell lässt sich sagen, dass der Unterschied zwischen den Reglements sehr groß ist. Dies wirkt sich hauptsächlich auf die Endgeschwindigkeit der Fahrzeuge aus. Da ich auch in Euro GT den TRF 419X einsetze, lässt sich der Vergleich hierzu wahrscheinlich leichter ziehen. Der Motor in Japan war ein 10,5T Motor von Tamiya, im Vergleich zum 10T-Set in Deutschland also erstmal kein großer Unterschied. Allerdings wird in Japan mit 6,6V LiFe-Akkus gefahren. Dies ist deutlich spürbar. Außerdem war die maximale Untersetzung in meiner Klasse auf 1:7,3 festgelegt. In Deutschland sind hier Werte zwischen 4,5 und 5,5 gebräuchlich. Ein weiterer Unterschied liegt in den Reifen. Als Reifen für die WM war der Tamiya Typ-C vorgeschrieben. Dieser war, ähnlich der Vorgehensweise in Sonneberg, vor Ort zu erwerben. Die bereits geklebten Reifen sorgten mit den Speichenfelgen und den vorgeschriebenen GT-Karosserien für eine geniale Optik der Fahrzeuge.

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Das WM-Fahrzeug von Simon.

Die Zusammenarbeit zwischen uns und den anderen Teilnehmern war sehr gut. Man gab sich gegenseitig Tipps zum Laden der Akkus oder zum Reinigen der Reifen. Auch wenn eine gewisse sprachliche Barriere bestand war es dennoch möglich, sich freundlich mit den Anderen zu unterhalten. Auch der Veranstalter war sehr auf unser Wohl bedacht.


Mikanews: An dieser Stelle von uns herzlichen Glückwunsch zum Weltmeistertitel in der Klasse „GT5 Championship“. Warst Du überrascht, dass Du nach den Vorläufen auf Startplatz 1 bei der starken Konkurrenz standest? Wie hast Du die Finals aus deiner Sicht erlebt?


Simon: Vielen Dank! Zunächst muss ich vielleicht erwähnen, dass wir als Team mit dem Ziel angereist sind, Spaß zu haben, viele Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln und Deutschland würdig zu vertreten. Dass am Ende ein solcher Erfolg möglich ist, hätte wahrscheinlich niemand erwartet. Dennoch haben Michael, Christian und ich uns zum Trainieren getroffen und Setups erarbeitet, die mit den vorgegebenen Reifen und Akkus gut funktionierten.

Auf der WM haben wir dennoch etwas andere Gripverhältnisse als erwartet vorgefunden. Durch das enorme Setup-KnowHow von Christian konnten wir unsere TRF’s aber schnell an die anderen Bedingungen anpassen und waren bereits nach 2-3 Trainingsläufen beide super zufrieden. Christians Erfahrung und die erfolgreichen Änderungen halfen uns dabei, uns sehr schnell auf die Strecke einzuschießen und uns stärker auf unser Fahren zu konzentrieren. Auch die gezeiteten Trainings verliefen anschließend sehr gut und ich konnte mich in 3 von 4 Trainings gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Nach diesen guten Trainingsläufen war ich deshalb zwar immer noch etwas überrascht, die Chance auf eine gute Startplatzierung habe ich aber durchaus gesehen.

Die Finals habe ich sehr intensiv wahrgenommen. Vor allem das erste Finale war wirklich nervenaufreibend. Mit einem so starken Gegner im Rücken, der von den heimischen Fans natürlich angefeuert wurde, war es für mich sehr schwer, die Konzentration hochzuhalten und die Nervosität in den Griff zu kriegen. Das zweite Finale lief eigentlich entspannter, ich konnte eine kleine Lücke aufbauen und stand nicht mehr dauerhaft unter Druck. Ein kleiner Fahrfehler sorgte allerdings für den Verlust von Platz 1. Natürlich macht man sich dann nochmal mehr Gedanken, ob man nun vielleicht sogar den WM-Titel verloren hat. Ich wusste aber ich musste zunächst Platz 2 nach Hause fahren. Dass es dann um 0,3 Sekunden zum Titel gereicht hat war für mich selbst nur schwer zu glauben.


Mikanews: Welche Eindrücke hast Du mit nach Hause genommen?


Simon: Lediglich positive. Wir alle hatten eine tolle Woche in Japan, wurden sehr herzlich und freundlich empfangen und der Umgang war stets sehr fair und respektvoll. Außerdem freue ich mich sehr über die vielen positiven Reaktionen aus der Tamiya-Gemeinschaft. Der Zusammenhalt zwischen uns drei Fahrern und auch allen, die sich für uns gefreut haben, macht mich wirklich sehr stolz.


Mikanews: Was passiert eigentlich mit deinem Siegerfahrzeug? Bekommt es einen Ehrenplatz zu Hause?


Simon: In einigen Jahren bestimmt, aber vorerst wird der TRF wieder für den Euro-Cup umgerüstet und dort eingesetzt.


Mikanews: Wir gehen nun ein paar Jahre zurück. Wie hast Du den Weg zu dem Hobby gefunden? Wer hat Dich dabei unterstützt?


Simon: Mein erstes Modellauto, einen Tamiya Fighter-Buggy, habe ich mit 5 Jahren zu Weihnachten bekommen. Zeitgleich hat sich mein Vater auch den Traum eines Modellautos erfüllt und wir konnten direkt nach der Bescherung erste Fahrversuche in der Tiefgarage unternehmen. In den nächsten Jahren war Modellautofahren unsere Wochenendbeschäftigung. Mein Vater hat mich immer sehr unterstützt, sei es mit Wissen, Tuningteilen oder den Fahrten zu Rennen. Dafür bin ich ihm natürlich sehr dankbar und der WM-Titel ist deshalb auch zu einem gewissen Teil ihm zu verdanken.


Mikanews: Kannst du Dich an dein erstes Rennen erinnern? Mit welchem Fahrzeug warst Du am Start?


Simon: Mein erstes Rennen war ein Fighter-Cup bei Modellbau Koch. Ich war 5 Jahre alt und konnte mit dem Fighter-Buggy den 14. Platz erreichen. Zumindest glaube ich das, so ganz genau erinnern kann ich mich nichtmehr.


Mikanews: Was war dein erstes Fahrzeug? Weißt du welche Fahrzeuge Du bisher alle gefahren bist?


Simon: Mein erstes Fahrzeug war, wie gesagt, ein Fighter-Buggy. Anschließend bin ich viele verschiedene Modelle gefahren, u. A. TL-01, TT-01, DT-02, TB-02, TB-03, TRF 415,…

Mittlerweile bin ich bei meinem TRF419X und meinem gut eingefahrenen, Chris würde sagen „ausgelutschtem“ 🙂, TA-05 gelandet. Die nächste Anschaffung wird wahrscheinlich ein TA-07 werden.


Mikanews: Welche Schlagzeile würdest du dieses Jahr am liebsten über dich lesen?


Simon: Eigentlich egal, Hauptsache es sind positive Schlagzeilen.


Mikanews: Welches RC-Car würdest Du gerne mal fahren?


Simon: Die Tamiya Fahrzeuge, mit denen die 5 IFMAR Weltmeisterschaften gewonnen wurden.


Mikanews: Du hast bei Tamiya die DM und WM gewonnen. Dies war u.a. für Marc Rheinard und Ronald Völker der Beginn einer erfolgreichen RC-Car Karriere. Wie geht es bei dir weiter? Was sind deine nächsten Ziele? Werden wir dich neben dem Tamiya Euro Cup noch auf anderen Rennen sehen?


Simon: Man muss natürlich sagen, dass Marc und Ronald zu diesem Zeitpunkt wesentlich jünger waren. Dem Tamiya-Cup werde ich selbstverständlich erhalten bleiben. 2017 möchte ich allerdings auch gerne bei ein oder zwei ETS-Rennen starten und dort noch mehr Erfahrung sammeln.


Mikanews: Trainierst Du „heimlich“ zu Hause am Computer mit VRC oder ziehst Du es vor auf einer richten Strecke zu fahren?


Simon: Im Regelfall ziehe ich echte Strecken vor. Gelegentlich ist eine Runde VRC mit Freunden auch sehr spaßig.


Mikanews: Mit wem würdest du gern einen Tag lang dein Leben tauschen? 


Simon: Aus dem RC-Car Bereich sicherlich mit Marc Rheinard.


Mikanews: Was war dein „verrücktestes“ Rennen gewesen, was du bisher erlebt hast?


Simon: Das war am Harburgring, ich glaube 2008. Ich habe damals das Top Stock Finale vom Start bis zur vorletzten Kurve angeführt. Dann konnte Dominik Reile mich überholen und ich musste mir also für die letzte Kurve etwas überlegen. Eigentlich wollte ich innen attackieren, bin aber auf den Curb gekommen und von dort schräg über Dominik hinweg über die Ziellinie geflogen. Am Ende war ich ein oder zwei Tausendstel vorne. Das hat er mir bis heute noch nicht verziehen 🙂 .


Mikanews: Bei welchem Rennen würdest Du gerne mal am Start sein?


Simon: Beim Reedy Race und dem DHI-Cup.


Mikanews: Welchen Rat kannst du einem Neuling geben, damit er so erfolgreich wird, wie Du? Mit welcher Klasse sollte dieser anfangen?


Simon: Immer mit Spaß an die Sache rangehen. Wenn es keinen Spaß macht wird man es in diesem Hobby nicht lange durchhalten. Ein Einsteiger sollte in meinen Augen mit Stock im Tamiya Euro-Cup  oder im Fighter-Cup anfangen. Wenn man sieht, wie viele Stars der Szene ihre Wurzeln bei Tamiya haben, ist das schon etwas Besonderes. Stock empfehle ich deshalb, weil ohne Wechseln des Chassis der „Aufstieg“ in Top Stock möglich ist. Von dort kann es dann weiter nach oben gehen.


Mikanews: Hast Du ein Idol bzw. Vorbild im RC-Car Sport?


Simon: Die gesamte Familie Rheinard, weil Sie ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Christian Donath, weil er jedes Rennen mit extrem viel Leidenschaft angeht und auch für Neulinge immer ein  offenes Ohr hat.


Mikanews: Lieblingsessen?


Simon: Bayrisch 🙂.


Mikanews: Lieblingsstadt?


Simon: Mering, München und seit neustem Tokio 🙂


Mikanews: Welche Rennstrecken findest du am Schönsten und warum?


Simon: Sonneberg, weil mich sehr viele schöne Erinnerungen mit dieser Strecke verbinden, sowie die Strecke des MCC Merching, weil dort jeder willkommen ist, der Spaß am Hobby hat.


Mikanews: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft.


Simon: Ebenfalls vielen Dank!


Das Setup des Weltmeisters findet ihr hier: –WM-Setup–
Historie / Erfolge von Simon
  • 2016 – Weltmeister GT5 Championship
  • 2016 – Deutscher Meister Euro-TW
  • 2016 – Vizemeister Euro-GT
  • 2014 – Europameister TW
  • 2011-2015 einige nationale Titel in Fighter, Top Stock und TW
Weitere Links dazu:

Deutschland ist Weltmeister! Bericht – TAMIYA World Championships 2016 Japan/Shizuoka

Marc Rheinard fuhr letztes Rennen für TRF-Team nach 22 Jahren und vielen Erfolgen

Interview mit dem amtierenden IFMAR 1/10 TW Weltmeister Ronald Völker

CHASSISFOKUS TAMIYA TRF 419X – Christopher Krapp

TAMIYA-FIGHTER-BUGGY-SERIE FINALE IN SONNEBERG – Buggy

TAMIYA EURO-CUP DEUTSCHLANDFINALE 2016 – Ergebnisse