Die letzte Woche war für Markus Feldmann bei der diesjährigen EFRA Europameisterschaft Large Scale TC sehr erfolgreich verlaufen. Von Beginn an zeigte Markus, der bereits 6x EFRA Europameister und im Jahr 2013 sogar die Weltmeisterschaft in dieser Klasse gewann, eine starke Leistung mit seinem Mecatech FW-01 in der 2018er Version. Nach den Vorläufen stand er auf Pole und stand als Finalist für den Endlauf fest. Im Finale ließ er seinen Kontrahenden vom Start weg keine Chance. Runde um Runde baute Markus seine Führung aus und legte einen blitzsauberen Start-Ziel-Sieg hin. Unglaublich, es war bereits sein siebenter EFRA-Europmameisterschaftstitel in dieser Klasse. Kein Fahrer war bisher so erfolgreich auf einer Europameisterschaft. Weltweit gehört Markus zu den besten und erfolgreichsten RC-Car Fahrern auf der Welt. Weltmeister, mehrfacher deutscher und Europameister sind eine beeindruckende Bilanz, die sich sehen lassen kann. Wir konnten Markus nach seinem Titelgewinn am Wochenende ein paar Fragen stellen. Danke dafür.
Das Interview könnt ihr nun nachlesen:
Mikanews: Hallo Markus, stell dich doch bitte erstmal den Lesern vor, die noch nicht so viel von dir wissen.
Markus: Hallo, also ich bin 39 Jahre alt, von Beruf Zahnarzt, komme aus Moers und bin beim MRC Alst.- Oberhausen im Verein.
Mikanews: Du hast bei der EFRA Europameisterschaft Large Scale TC in beeindruckender Weise die Vorläufe auf Pole beendet und in dem Finallauf ungefährdet gewonnen. Es war der EFRA Europameisterschaftstitel Nummer 7, wenn wir richtig gezählt haben. Herzlichen Glückwunsch von uns. Nach deinem guten Start hattest Du nach 10 Minuten bereits einen komfortablen Vorsprung. Hast Du den Dreikampf um Platz 2 überhaupt mitbekommen oder hast du Dich nur auf dein Rennen konzentriert?
Markus: Ja, die ganze Woche hat super geklappt und wir waren Top vorbereitet. Wir konnten jeden Tag an der Spitze abschliessen und ebenfalls im Finale die Leistung fortsetzen. Nach ein paar Runden habe ich schon gemerkt, dass ich garnicht voll fahren musste und konnte quasi alles gut kontrollieren. Die Strecke in Tourlaville erfordert allerdings allzeit 120% Konzentration und deshalb konnte ich nur über Funk den Zweikampf verfolgen. Ich habe mir das Finale aber in der Wiederholung angeschaut 🙂
Mikanews: Nachdem du im Finale nach 10 Minuten einen Vorsprung von knapp 10 Sekunden hattest, konntest Du Dich nur selbst schlagen. Wie hast du es geschafft, weiterhin konzentriert zu bleiben? Warst Du sicher, dass die Reifen die Laufzeit überstehen? Denkt man in dem Moment daran, habe ich bloß alle Schrauben fest angezogen?
Markus: Was die Reifen anbelangt waren wir zu 100% sicher. Hier gibt es aktuell keine Probleme und von daher hätte ich bei Bedarf auch mehr pushen können. Um die Konzentration über 30 Minuten hochhalten zu können, gehört natürlich auch eine mentale Stärke. Diese eigne ich mir vor Allem durch viel Sport und den Rückhalt meiner Familie an. Natürlich denkt man die ganze Zeit, hoffentlich geht nichts kaputt. Aber die Vorbereitung durch meinen Mechaniker Massimo ist mehr als 1000%ig und ausser einem Materialschaden hätte nicht passieren können.
Mikanews: Gib uns ein Einblick in deine Gedankenwelt während des Rennens? Wie verlief für dich persönlich die EM? Hast du es dir so vorgestellt?
Markus: Natürlich macht man sich vorher Gedanken, dann nach den Tests und auch dem Mega Sieg in Lostallo stiegen diese nochmals an. Nachdem von Tag 1 alles perfekt lief, war ich sehr positiv. Aber so eine Woche ist lang und da kommen auch mal Rückschläge, bzw. Setups die nicht so gut funktionieren. Allerdings sind wir dieses Jahr immer in der Lage gewesen, am Ende einen perfekten Konsens rauszufiltern.
Mikanews: Warst du vorm Start sehr nervös? Hattest du eine Taktik für das Finale oder musstest du später improvisieren?
Markus: Ich glaube, wenn man vor nem Start nicht mehr nervös ist, sollte man besser aufhören 🙂 .
Die Taktik war eigentlich genauso, wie das Finale gelaufen ist. Die erste Runde als Erster überstehen, danach einen Vorsprung rausfahren und diesen verwalten. Es bringt ja nichts mit 5 Runden Vorsprung zu gewinnen und Risiko zu laufen, sich selbst oder das Material zu überfahren.
Mikanews: Nach den Vorläufen hattest Du Dir die Pole gesichert. Warst Du überrascht, wie gut dein Fahrzeug auf der Strecke funktionierte?
Markus: Nein eigentlich nicht, wir waren 4 Wochen vor der EM testen und dort waren wir schon deutlich schneller, als die Konkurrenz. Aber ein Rennen ist immer anders und wir haben Step-by-Step am Setup gearbeitet. Es war noch nicht perfekt für die Vorläufe, allerdings zum Direktquailifizierten-Training dann schon.
Mikanews: Ist so eine Europameisterschaft vergleichbar mit anderen Rennen?
Markus: Jein. Eine Euro ist halt ein Highlight. Allerdings haben wir ja im 1/5er eine noch gut funktioniernende EFRA Serie und daher trifft man hier meistens auf starke Konkurrenz. Lostallo gehört da sicherlich jedes Jahr zu den Highlights.
Mikanews: Hast Du Dich speziell für die Europameisterschaft vorbereitet?
Markus: Neben den angesprochenen Tests auf der Strecke im Vorfeld eigentlich nicht. Wir haben stetig bei jedem Rennen am Auto und dem Setup gearbeitet. Ich glaube, dass hier Massimo deutlich mehr Vorarbeit geleistet hat, als ich. Er hat alles perfekt vorbereitet und wir waren auf alles eingestellt.
Mikanews: Für Dich war es nicht der erste große Titel in deiner Karriere. An welchen deiner Titel erinnerst Du Dich immer wieder zurück?
Markus: Das ist sicherlich das erste Jahr mit Mecatech 2013 und dem direkten Gewinn der WM. Wir hatten immer wieder den Titel zum Greifen nahe, doch scheiterten dann meistens an technischen Problemen. Das war schon emotional und besonders.
Mikanews: Kommen wir zu deinem Fahrzeug. Welche Technik hast Du eingesetzt? Welche Tuning- / Zubehörteile hast Du verwendet in deinem Fahrzeug? Bist Du bei der Entwicklung des Fahrzeuges beteiligt? Schließlich hast Du so viel Erfahrung in der Klasse wie kein Zweiter.
Markus: Ich fahre ein Chassis aus dem Hause Mecatech. Den FW-01 in der 2018er Entwicklungsstufe. An Optionssteilen bleibt bei den heutigen 1/5ern nicht mehr so viel. Wir haben ein paar kleine Teile für das Chassis neu entwickelt mit dem Team für die Euro, welche gut funktioniert haben.
Ansonsten hier eine kurze Austellung der Teile, die ich benutzt habe:
- Fahrzeug: Mecatech FW-01 2018
- Diff: Mecatech Active Diff
- Motor: Abbate Legend 2018
- Auspuff: Samba 8 Titan
- Kupplung: Tourex Reverse
- Airbox: Lightscale
- Reifen: GRP hinten M1, vorne M2
- Servos und Sender: Futaba 7 PX und BLS373SV
- Karosse: Largescalebodies Alfa 0,75mm
bei der Karosse haben wir den Spoilersupport und die Dachstreben von model car studio eingesetzt und einen Spoiler von Emmeti Racing parts verwendet, lackiert wurde von Nicola670paint - Akkus: 4200er Shorty Graphene von LRP
Mikanews: Du bist nun Europameister Large Scale TC geworden und mit der Deutschen Meisterschaft steht ein weiteres großes Rennen in den Startlöchern. Du bist nun der „Gejagte“, den jeder auf der Strecke schlagen möchte. Fühlst Du Dich wohl in dieser Rolle?
Markus: Nun, das bringt so ein Titel mit sich und die Motivation ist natürlich noch immer da, auf dieser Position zu bleiben.
Mikanews: Wir gehen nun ein paar Jahre zurück. Wie hast Du den Weg zu dem Hobby gefunden?
Markus: Durch meinen Vater 1985 in der 1/8er Off-Road Klasse. Danach folgten einige Jahr im 1/8er On-Road und dann 1996 mit der Teilnahme an der Euro 1/5 in Brest/F auch der Einstieg in die 1/5er.
Mikanews: Was war dein erstes Fahrzeug? Weißt du welche Fahrzeuge Du bisher alle gefahren bist?
Markus: Oh das sind sooooo viele. Angefangen habe ich mit einem Landjump denke ich von Kyosho. Bin mir da aber nicht sicher. Mein erster 1/5er war ein Laro 1996.
Mikanews: Als langjähriger VG5-Pilot hast du sicher schon vielen geholfen. Welchen Tipp würdest Du einem Neueinsteiger in die Klasse VG5 geben?
Markus: Man sollte sich vor dem Kauf Gedanken machen, was man später mit dem Fahrzeug machen möchte. Reines „Spaßfahren“ ohne jeden Vergleich zu Anderen kann mit einfachen 4WD Fahrzeugen gemacht werden. Hat man jedoch Ambitionen sich mit anderen Racern messen zu wollen, oder sogar auch an Rennen teilzunehmen, sollte man sich auf jeden Fall bei einem Verein mit den Fahrern unterhalten und lieber etwas mehr Geld für ein Wettbewerbsfahrzeug in die Hand nehmen. Sonst zahlt man am Ende doppelt.
Mikanews: Viele kennen Dich auf Rennen in der Klasse 1/5, aber Du warst in den ersten Jahren 3x Deutscher Meister Offroad 1/8. Klar, deine Erfolge in der Klasse 1/5 sind beeindruckend und die Liste davon ist lang. Warum bist Du dieser Klasse nicht treu geblieben?
Markus: 1/8 Off-Road habe ich immer gerne gemacht, aber die Klasse hat sich meiner Meinung nach in eine nicht so schöne Richtung entwickelt. Es ist sehr professionell geworden was ansich nicht schlecht ist. Aber es artet doch sehr aus und die Stimmung untereinander hat sich verändert. Zudem ist man hier immer auf einen Helfer angewiesen. Mein Hauptinteresse war aber immer 1/5, da ich das Fahrverhalten einfach am realistischten empfinde.
Mikanews: Wer unterstützt Dich beim Rennen?
Markus: Mein Mechaniker Massimo und meine Frau und mein Sohn.
Mikanews: Welches RC-Car würdest Du gerne mal fahren?
Markus: Oh, das kann ich garnicht sagen, da ich schon fast alles gefahren bin 🙂
Mikanews: Was sind deine nächsten Ziele?
Markus: Sicher als nächstes Ziel dieses Jahr noch die DM und dann nächstes Jahr die WM in Vila Real.
Mikanews: An welches Rennen erinnerst du dich gerne zurück?
Markus: Das ist scherlich die WM 2013 und mein erster EM Titel 2003 in Luxemburg.
Mikanews: Bitte vervollständige diesen Satz: „Wenn ich nicht RC-Car gefahren wäre, wäre ich jetzt…
Markus: …..deutlich weniger erfahren und weltoffen im Umgang mit den RC-Freunden weltweit.
Mikanews: Die meisten Fahrer steigen in Elektro und mit kleineren Fahrzeugen in den RC-Car-Sport ein. Wie kommt es, dass Du bei den Großmodellen gelandet bist? Was reizt dich daran?
Markus: Wie schon gesagt, Grossmodelle waren erst seit 1996 auf meinem Plan. Wie so viele Andere auch, haben wir vorher immer gesagt, es wären fahrende Gartengeräte. 1996 hat mich dann ein befreundeter Importeur der Firma Laro gefragt, ob ich für Ihn die Euro 1996 fahren möchte. Das habe ich probiert und war sofort fasziniert. Die 1/5er spiegeln ein echtes Auto so extrem wider, wie keine andere Klasse.
Mikanews: Neben großen Siegen gehören auch Niederlagen dazu. Was war für dich die bitterste Niederlage / Erfahrung beim RC-Car-Sport? Was hast du daraus gelernt?
Markus: Oh, das waren sicher die weiteren unzähligen möglichen EM und WM Titel, die zum greifen nahe waren. Z.B. 2007 im WM Finale, nach 30 Minuten schon eine Runde Vorsprung und beim Nachtanken dann der Tank defekt und raus. Oder 2011 bei der WM im Finale als der Motor kaputt ging und wir sicherlich gewonnen hätten von der Preformance her. Das sind alles Momente, die einem zusetzen, aber am Ende, wenn man sie verarbeitet, auch mit neuem Ehrgeiz und gestärkt hervorgehen lassen.
Mikanews: Vielen Dank für das Interview
Markus: Immer sehr gerne.
SPONSOREN:
- Mecatech
- GRP
- Abbate
- Futaba
- Tourex
- Samba
- LRP
- model car studio
- Nicola670paint
- lightscale
- Emmeti Racing Parts
- pullstart.tv
Markus seine größten Erfolge:
Nationale Meisterschaften
• Deutscher Meister Tourenwagen 1/5 : 1999, 2001, 2002, 2003, 2004, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2013. 2014
• Deutscher Meister Formel 1 1/5 : 2005, 2006, 2007, 2009
• Deutscher Meister Offroad 1/8 : 1997, 2000, 2001
Internationale Meisterschaften
• Europameister Tourenwagen 1/5 : 2003, 2004, 2007, 2008, 2009,2010, 2018
• Europameister Formel 1/5 : 2004, 2005, 2006
• Weltmeister Tourenwagen 1/5 : 2013
Bildquelle: EFRA , RC Racing TV , Mecatech Racing Components, Markus Feldmann
Weitere Links
Uli Schwandt – Gesamtsieger OR6 2WD der RSN 2017 im Interview
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