Interview mit Tom Krägefski über die Euro in Izmir

Mikanews sprach nach der Euro mit Tom Krägefski, dem neuen Europameister IC Track B, über seine Erlebnisse, die Vorbereitungen, die Modifikationen bei seinem  eingesetzten XRAY NT1 und seine Erfahrungen bei solchen Rennen.

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Mikanews: Hallo Tom, Herzlichen Glückwunsch zum Europameistertitel. Du bist ja schon seit einiger Zeit im RC-Zirkus unterwegs. Stell dich bitte trotzdem den Leuten vor, die dich noch nicht kennen! Wie alt bist du, wo kommst du her? Mit welcher Klasse hast du angefangen und was ist momentan deine Lieblingskategorie im RC-Sport?

Tom: Hallo Karsten, vielen Dank. Ich bin 26 Jahre alt, gebürtiger Zeitzer und damit eine Ausgeburt des Ostens wie Josef Dragani so gern sagt. Da ich nun schon einige Jahre in München studiere, fühle ich mich aber auch in Bayern zu Hause. Mein erstes Rennen habe ich vor 11 Jahren beim Kyosho World Cup bestritten, auch hier ausschließlich mit Nitro Motoren. Ich fahre am liebsten 1:10 Verbrenner, die Zweikämpfer sind in dieser Klasse einfach am besten.

Mikanews: Nach der DM VG8 Klasse 2 und dem Vizetitel der Euro B hast du am vergangenen Wochenende deinen zweiten bedeutenden Titel mit einem XRAY-Fahrzeug eingefahren. Seit wann und warum fährst du XRAY?

Tom: Die DM VG8 war meine erste Veranstaltung in Zusammenarbeit mit SMI-Motorsport und einem XRAY Fahrzeug. Schon ein Jahr zuvor habe ich auf Orcan Motoren aus dem Hause SMI gesetzt und so Kontakt zum SMI-Team gefunden. Nach der DM wusste ich, dass das Paket von SMI für mich perfekt ist und ich weitere Erfolge über längere Sicht mit ihnen feiern kann.

Mikanews: Bei der DM VG10 hast du dich mit einer guten Leistung für die Europameisterschaft qualifiziert. Wie hast du dich auf beide Events vorbereitet?

Tom: Vor jeder größeren Veranstaltung gehe ich auf eine meiner Heimstrecken zur Vorbereitung, um aktuelle Teile oder Ideen aus den vorigen Events auszutesten. Auf den Veranstaltungen selber bleibt meist keine Zeit, um effizient zu testen, auch deswegen weil sich die Streckenbedingungen so stark ändern, dass eine präzise Aussage über die gemachte Änderung schwerfällt.

Für die EC B waren die Erfahrungen vom ENS in Ettlingen und die Erfahrungen von meinem Team Kollegen Alex, der zum Warmup nach Izmir gereist war sehr hilfreich.

Mikanews: So eine Euro ist ja ein großes und internationales Rennen, viele Kulturen treffen aufeinander und bei der EFRA sind die Rennabläufe manchmal abweichend vom DMC-Reglement. Was hast du einen Rat für einen Fahrer, der gerne das erste Mal an einem internationalen Rennen teilnehmen möchte? Worauf ist vorher und beim Rennen zu achten?

Tom: Man sollte sich schon einmal mit dem EFRA Regelbuch auseinandergesetzt haben, um bei der Technischen Abnahme keine Überraschungen zu erleben. Auch wenn man oft längere Zeit zwischen den Läufen frei hat, so sollte man hier besonders seinen Helferposten nicht vergessen. Es droht sofort eine Zeitstrafe, die man sich besser nicht einhandelt, wenn man vorn mitfahren möchte. Es ist alles etwas weniger entspannt als bei einem regionalen SK-Lauf.

Genug der unentspannten Worte… auf den internationalen Rennen kann man viele neue Freundschaften knüpfen und auch abseits der Rennveranstaltung noch eine tolle Zeit erleben.

Mikanews: Die Euro in Izmir war eine mehrtägige Veranstaltung mit einer Menge Fahrbetrieb (die Klasse A fuhr ja auch noch ihren Europameister aus). Beschreibe bitte kurz deinen Weg zum Titel!

Tom: In diesem Jahr wurden die A und B Titel das erste Mal zusammen ausgetragen. Für Klasse B Fahrer begann das Training erst am Mittwochmorgen. Mehr als 10 Trainingsläufe gab es also nicht und somit auch kein Spielraum für unnötige Fehler bei der Vorbereitung. Wie man nur hoffen konnte, war mein Basissetup ein guter Startpunkt. Um auch gezielte Aussagen zu Setupänderungen für meine Teamkollegen in Klasse A machen zu können, änderte ich nur einzelne Details am Fahrzeug. Am Mittwoch- und Donnerstagmorgen wurden Trainings in Gruppen gefahren, gefolgt von zwei gezeiteten Trainings um die Gruppeneinteilung für die Qualifikationsläufe festzulegen. Die Schwierigkeit auf dieser super langen Bahn mit Rundenzeiten um 25s war ganz klar das Infield. Die Strecke hatte besonders bei Mittagshitze bis 38°C genug Grip, um in der Kurve zu kippen. Das Infield war mit seinen schnellen Schikanen eine anspruchsvolle Aufgabe für jeden Fahrer.

Wie schon in den Trainings konnte ich auch in den Qualifikationsläufen am Donnerstag und Freitag gute Zeiten fahren und mich als TQ direkt ins Finale qualifizieren. Als TQ sicherte ich mir auch die Möglichkeit, mein Auto nach einem kompletten Service noch einmal 20min im Direktqualifiziertentraining auf Herz und Nieren zu testen. Auch wenn die Traktion nach der einstündigen Mittagspause nicht überwältigend war, konnte ich zuversichtlich ins Finale starten. Im Finale lief dann fast alles reibungslos. Nach Halbzeit hatte ich meine Führung genug ausgebaut, um alle vier Räder zu wechseln und auch ohne das Auto beim Räderwechsel auf die Seite zu stellen. Bertram Kessler und mein türkischer Teamkollege Mustafa Alp leisteten saubere Arbeit in meiner Box.

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Für den Vorlaufschnellsten gibt es auf EFRA Veranstaltungen eine Trophäe.
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Der siegreiche XRAY NT1`15 von Tom Krägefski mit den eingefahrenen Trophäen aus Izmir.

Mikanews: So ein erfolgreiches Rennergebnis ist ja meist ein großes Puzzle, wo die Einzelteile perfekt passten. Welche Puzzleteile formten sich für dich dieses Wochenende zusammen?

Tom: Für diese Veranstaltung spiele ganz klar die Vorbereitung die wichtigste Rolle. Wir wussten, was uns erwartet und wie wir mit eventuellen Problemen umgehen müssen. Im Grunde war es eine Fleißarbeit.

Mikanews: Wie waren für dich die 45 Minuten Fahrzeit im Finale? Gab es Zeiten, wo du nervöser warst?

Tom: Es ist vollkommen normal, dass man vor dem Start eines solchen Finals und auch in den ersten Rennminuten ein gutes Maß an Anspannung hat. Die ersten Minuten sind entscheidend! Es ist jedoch wichtig die Ruhe zu bewahren. Wenn man von Pole startet und genug Pace hat, dann sollte man versuchen sich erst einmal abzusetzen, um den Verfolgern keine Chance zu geben sich ans Heck zu hängen und der Linie des Führenden zu folgen. Es ist grundsätzlich immer einfacher hinter einem anderen Fahrer her zu fahren, natürlich vorausgesetzt, dass der Vordermann eine saubere Linie fährt. Man muss in den ersten Rennminuten auch erst einmal seinen eigenen „Fahrflow“ finden. Leider ging mein Plan an dieser Stelle nicht ganz auf. Vor dem ersten Boxenstopp fuhr ich beim Überrunden einen Curb nur einen Hauch zu eng an und mein Auto lag auf dem Dach. Genau das sollte eigentlich nicht passieren und ich fand mich im vorderen Fahrerfeld wieder. Auch hier galt es trotz der verlorenen Führung die Ruhe zu bewahren und nicht noch einen Fehler auf dieser extrem anspruchsvollen Strecke zu riskieren. Kurz nach dem ersten Tankstopp konnte ich die Führung wieder übernehmen und bis zum Ende ausbauen. Ein guter Informationsfluss vom Boxenteam ist in solchen Situationen äußerst hilfreich, um seinen Fahrstil an die jeweilige Situation anzupassen. Es macht keinen Sinn unnötig riskant, sehr schnell zu fahren, wenn man am Ende gewinnen möchte. Nach circa 10 Minuten Fahrzeit hatte ich in diesem Finale eine Zeit erreicht, zu der ich etwas entspannter fahren konnte. Je nach Situation mache ich mir beim Fahren eines Finals Gedanken, wie ich die beste Platzierung einfahren kann, so entschied ich mich im Laufe des Rennens den Fahrstil zu ändern, um auch das Fahrzeug nicht unnötig zu belasten. In diesem Fall ging ich am Ende der Geraden eher vom Gas und versuchte Rechtskurven sanfter zu fahren. Das schont den Motor, spart Sprit und fährt die Räder auf dieser linkslastigen Strecke gleichmäßiger ab.

Mikanews: Einige Leser interessiert es sicherlich auch, wie man sich kurz vor dem Ende als Führender eines so wichtigen Finales fühlt. Tom, wie ging es dir vom letzten Boxenstopp bis zur Zieleinfahrt?

Tom: Wenn man in Führung liegt freut man sich über jede überstandene Minute, es kann ja schließlich nur schlechter werden. In den letzten Minuten konnte ich das Rennen entspannt zu Ende fahren, mehr Sicherheit als ich bis dahin aufgebaut hatte konnte ich kaum bekommen.

Mikanews: Sehr schön. Du fährst seit diesem Jahr einen modifizierten NT1 `15. Was sind die Hauptänderungen und was bewirkt es? Welche Änderungen werden davon in das Nachfolgemodell übernommen?

Tom: Wir haben im Laufe der Saison große Schritte nach vorn gemacht. Unter anderem wurden Änderungen an der Lenkgeometrie sowie an der Steifigkeit des hinteren Fahrzeugbereichs vorgenommen und getestet. Das Auto wird damit auf allen Strecken deutlich einfacher abzustimmen sein, was wichtig für viele Hobbyfahrer ist. Das Auto wird außerdem bei höherem Gesamtgriff und mehr Basislenkung einfacher fahrbar sein. Die Leichtläufigkeit des Antriebs wird ebenfalls verbessert.

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Der modifizierte XRAY NT1, den Tom einsetzte.

Mikanews: Danke für die Antwort. Bei welchen Rennen wirst du mit dem NT1 als nächstes starten? Die Verbrennersaison ist ja bald vorbei. Was treibst du so im Winter?

Tom: Es stehen noch das ENS Finale in Fiorano/Italien und wie jedes Jahr mein Saisonabschluss auf der Messe in Friedrichshafen auf dem Rennkalender. Im Winter werde ich mich weiter mit dem Xray T4 beschäftigen, um auch meine Erfahrungen im Elektrobereich auszubauen. Ich möchte an jedem Mibo Cup teilnehmen, wenn ich die Zeit finde und eventuell auch die ein oder andere Veranstaltung in den Munziger Hallen fahren. Vielleicht auch mit dem NT1 zum Wintercup.

Mikanews: Dabei viel Spaß und eine gute Saison 2016. Wir werden uns da sicher noch treffen :).

Tom: Vielen Dank, es werden wieder viele Events im Rennkalender stehen. Ich freue mich schon auf das nächste Interview.

Bilder: SMI, Tom Krägefski

Zum Chassisfokus XRAY NT1 – Tom Krägefski

Das Finale von Tom

Pressekonferenz mit Tom und Jannick